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Würzberg: Planung von WKA im Vogelschutzgebiet!
Trotz Besonderheit des Vorhabens für den Wald bei Würzberg / Kritik von BUND und Nabu
von Gerhard Grünewald, 19. März 2018
WÜRZBERG/MICHELSTADT – Während politischer und bürgerlicher Widerspruch bei Bau oder Planung von Windrädern bei Hiltersklingen, Falken-Gesäß oder Etzean in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, ist es um die Vorbereitungen für einen Anlagenbau an anderer Stelle eher still geblieben. Besondere Bedeutung für die Publizität der potenziellen Bebauung des Waldgebiets Mies bei Würzberg kommt deshalb einer Bürgerversammlung am Dienstag, 20. März, um 19 Uhr in der Michelstädter Odenwaldhalle zu.
Zwar spiegeln sich die Ambitionen der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) und des Darmstädter Versorgungsunternehmens Entega auch nach deren jüngster Aktualisierung noch nicht in der Verfahrensliste des Regierungspräsidiums. Wie einer Veröffentlichung der vom Umweltbundesamt anerkannten Prüfungsinstanz Initiative Hoher Odenwald – Verein für Landschaftsschutz und Erhalt der Artenvielfalt (Waldbrunn) zu entnehmen ist, hat allerdings für das Projekt bereits ein sogenannter Scopingtermin stattgefunden, bei dem sich potenzielle Bauherrn und Naturschützer grundsätzlich über ihre Sicht der Genehmigungsfähigkeit austauschen.
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Zur Bürgerversammlung um das Windradprojekt bei Würzberg lädt das Michelstädter Stadtparlament für Dienstag, 20. März, um 19 Uhr in die Odenwaldhalle ein. Die Tagesordnung sieht Informationen über den Sachstand des Projektes vor. Bürgerversammlungen eigen ist indes immer auch die Gelegenheit zu Nachfrage und Diskussion.
Bauherrn und Naturschützer an einem Tisch
In diesem Fall geht es um fünf Windräder der neusten Generation mit weit mehr als 200 Meter Gesamthöhe, die in der Nachbarschaft zum Bodendenkmal Römerbad und zum Würzberger Tierheim gebaut werden sollen. Die entsprechenden Pläne kommen dabei einem Lackmustest für die Windkraft-Politik des Odenwaldkreises und seiner Kommunen gleich. Denn im Gegensatz zu Plätzen wie Katzenwinkel bei Etzean gehört die Mies zu den Standorten, zu deren Bebauung sich mit Zustimmung zum entsprechenden Flächennutzungsplan auch die Michelstädter Stadtverordneten mit breiter Mehrheit bekannt haben. Das erklärt, warum das Projekt in den lokalen Gremien bisher – wenn überhaupt – zurückhaltend diskutiert wird.
Um so deutlicher setzen sich die Naturschützer mit dem Vorhaben auseinander: Nicht nur für den Naturschutzbund (Nabu), sondern auch für den nicht zu den grundsätzlichen Windräder-Skeptikern zählenden Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gehört die Mies zu den Odenwälder Lagen, die den Bau von Windrädern am wenigsten vertragen. Dazu verweisen sie sowohl auf das Vorkommen des geschützten Schwarzstorches im Grenzgebiet zwischen Würzberg, Bullau und dem bayerischen Breitenbuch als auf dessen grundsätzlichen Wert für die Vogelwelt. Liegt die Mies doch im Vogelschutzgebiet Südlicher Odenwald und genießt als Flora-Fauna-Habitat-Fläche umweltfachliche Anerkennung. Geteilt wird die negative Bewertung der Bauambitionen auch vom Gutachten der Initiative Hoher Odenwald.
Greiner Eck: Anzeige wg. Bodenverseuchung 2
Verbauter Schotter am Greiner Eck mit Cadmium, Zink und Arsen belastet
Bürgerinitiative erstattet Anzeige wegen Gefährdung des Trinkwassereinzugsgebietes aller umliegenden Orte und fordert Austausch des gesamten Wegebau- und Kranplatzschotters
von Maria Lilek-Schirmer, 17. März 2016
NECKARSTEINACH-GREIN. – Sowohl das Bodenschutzgutachten zum Greiner Eck, als auch das Konzept zur Sicherung der Wassergewinnungsanlagen, sowie die Genehmigung zu Bau und Betrieb der Windindustrieanlage am Greiner Eck fordern: nachweislich unbedenkliche Baumaterialien, die auch langfristig zu keiner Verseuchung des Trinkwassers mit Schwermetallen oder giftigen Stoffen führen können.
Dem wurde nach Angaben der Bürgerinitiatife (BI) Greiner-Eck beim Einbau des Schotters „nachweislich nicht entsprochen“. Einbringen von riesigen Mengen Muschelkalk-Schotter in kalkfreie Sandsteingebiete habe an sich schon negative Auswirkungen auf Boden und Wasser durch seine geogene Schwermetallbelastung und Staubimmissionen, die Freisetzung von Nitrat fördern.
„Die Genehmigung des Regierungspräsidium DA (RP) zum Greiner Eck, die nur mit zahlreichen Nebenbestimmungen und Auflagen die dagegen sprechenden Klippen umschiffte“, habe von Anfang an die Aufmerksamkeit der Bürgerinitiative (BI) auf Einhaltung dieser Auflagen gelenkt, „nebenbei sogar autorisiert durch schriftlich erfolgte Aufforderung des RP“.
Zahlreiche Eingaben der BI seien ans RP erfolgt, die meisten davon zur Nichteinhaltung von Auflagen zum Trinkwasserschutz. Auch die Durchsetzung des Wassersicherungs-Konzeptes habe die BI engmaschig begleitet, ebenso das Gesundheitsamt effektiv dazu eingeschaltet.
Hellhörig geworden durch die heruntergespielten Ölunfälle am Greiner Eck im Februar 2017 und deren lange sichtbar bleibenden Ölspuren,habe die Bürgerinitiative im März 2017 Proben zur Analyse entnommen, die erste Hinweise auf belasteten Schotter geliefert.
„Weitere gezielte Schotterentnahmen aus Zuwegungen und Kranstellflächen folgten, sowohl im Bereich der Wasserschutzgebiete III, in denen sich die Windräder Nr. 3 und Nr. 5 befinden, als auch im übrigen Trinkwassereinzugsgebiet der betroffenen Orte.
„Diese Probenanalysen weisen erhöhte Werte bei Arsen, Cadmium und Zink auf. Bei Arsen sogar bis zum Fünffachen oberhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte.“ Die Grenzwerte sseien festgelegt von der Landesarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA).
Für das Greiner Eck sei unmissverständlich der LAGA-Zuordnungswert Null (Z 0) gefordert, der z.B. bei Arsen einem Höchstwert von 20mg/kg entspricht. „Die erfolgten Analysen weisen bei Arsen im Schotter jedoch bedenkliche Werte bis zu 100mg/kg auf. Die Schadstoffüberschreitungen hat die BI Greiner Eck gutachterlich bestätigen lassen.“
Das Greiner Eck ist Wassereinzugsgebiet für die umliegenden Städte Neckarsteinach mit den Ortsteilen Grein, Darsberg, Neckarhausen, für Hirschhorn mit dem Ortsteil Langenthal sowie für die Stadt Schönau. Seine geologische Beschaffenheit weise, wie alle Odenwaldzüge, dünne Deckschichtböden und Sandsteinkluften auf, die das Wasser rasant durchlaufe.
„Dadurch kann es nicht die notwendigen 50 Tage im Erdreich zur natürlichen Reinigung verbleiben. Deshalb kommt dieses Trinkwasser auch bereits bakteriell verunreinigt in den Quellfassungen der umliegenden Orte an. Es muss erst durch dort installierte UV-Anlagen wieder gereinigt werden.
All diese Fakten und die zusätzliche Gefährdung durch die nachgewiesene hohe Arsenbelastung halten die Sorge um das Trinkwasser wach.“
Arsen sei eines der giftigsten Elemente, die es gibt. Einmal freigesetzt, könne es nicht abgebaut werden, breite sich aus und häufe sich an. „Freigesetzt wird es durch Bauaktivitäten wie Zerkleinern des Materials, Verteilen, Walzen, Befahren, bzw. durch Verwitterung aus dem Feststoff heraus gelöst.
Einmal freigesetzt, ist es nur eine Frage der Zeit bis es das Trinkwasser verseucht und die vom Greiner Eck gespeisten Quellen unbrauchbar werden. So wie es die Aluminium verseuchte Schönau-Altneudorfer Quelle bereits ist, seit gegen Ende des 2. Weltkriegs in der Wolfsschlucht ein Flugzeug abstürzte.“
Dessen im Erdreich befindliche winzige Aluminiumteile hätten die ehemalige Trinkwasserquelle bis heute unbrauchbar gemacht. „Eine auf Jahrzehnte zu befürchtende Verseuchung des Trinkwassers vom Greiner Eck ist faktisch nicht auszuschließen und nicht hinzunehmen. Daraus resultiert die Anzeige der Bürgerinitiative, die dem Regierungspräsidium und der Staatsanwaltschaft zugeleitet wurden.
Vernunftkraft Odenwald e.V.: Krieg gegen Landbevölkerung?
Vernunftkraft: „Krieg gegen die Landbevölkerung?“
von Pressedienst Vernunftkraft Odenwald, 19. März 2018
ODENWALD. – „Im Odenwald brechen zur Zeit alle Dämme: Am Stillfüssel bei Wald-Michelbach wurden von ENTEGA und EGO fünf Windindustrieanlagen fertiggestellt, obwohl das Hauptverfahren der staatlich anerkannten Umweltvereinigung >Initiative Hoher Odenwald e.V.< (IHO) vor dem hessischen Verwaltungsgerichtshof wegen Missachtung des Naturschutzrechts noch aussteht“, moniert der Verein >Vernunftkraft Odenwald e.V.<.
„Auch die betroffene Systelios-Klinik hatte einen Eilantrag auf Baustopp eingereicht, weil sie ihr Behandlungsmodell (Nutzung des Waldes als Therapieort für psychisch kranke Menschen) gefährdet sieht und Lärmgrenzwerte sogar nach der alten, nicht mehr gültigen Berechnungsmethode überschritten werden! Der Eilantrag dazu wurde vom Verwaltungsgericht Darmstadt abgelehnt, u. a. mit der Begründung >Der Betreiber einer an den Außenbereich angrenzenden Klinik müsse …. seinerseits auf das im Außenbereich privilegiert zulässige Windkraftvorhaben Rücksicht nehmen<.“
Link zur Pressemeldung zum Urteil: www.vernunftkraft-odenwald.de/index.php/gerichtsakten-antraege-und-urteile/
Am Kahlberg bei Grasellenbach dieselbe Situation: „Trotz eines Verfahrens, das die Gemeinde Mossautal wegen befürchteter Beeinträchtigung des Trinkwassers eingeleitet hat und welches ebenfalls der Entscheidung des VGH unterliegt, ist der Weiterbau der Windindustrieanlagen durch EnBW in vollem Gange“, sagt Peter Geisinger, Vorsitzender der Vernunftkraft Odenwald.
„Im Felgenwald bei Vielbrunn wurden die Fundamentarbeiten aufgenommen. Der VGH Kassel hatte hier den zunächst vorgegebenen Baustopp unter Erteilung strenger Auflagen aufgehoben. So wie es aussieht, spielt die Tatsache, dass dort 10.000 Tonnen Weltkriegsmunition bis Anfang der 50-iger Jahre gesprengt wurden, der Boden dadurch möglicherweise kontaminiert und der Untergrund kluftenreich ist, für die Genehmigungsbehörde keine Rolle.“
Rund um die neue Odenwaldstadt Oberzent sei bei Etzean (in unmittelbarer Nähe eines Gestüts und des denkmalgeschützten Beerfelder Galgen) sowie auf dem Finkenberg von den Projektierern Juwi und Enercon eine massive Bebauung mit Windindustrieanlagen vorgesehen. „Zum Glück wendet sich dort die Mehrheit der Stadtverordneten ebenso gegen diese Vorhaben wie die dortigen Bürgerinitiativen.
Am Greiner Eck bei Neckarsteinach (fünf Anlagen bereits in Betrieb) hat die dortige Bürgerinitiative eine Anzeige wegen Kontaminierung des Bauschotters mit Arsen, Cadmium und Zink weit jenseits der erlaubten Grenzwerte erstattet.“
Im Gebiet Mies bei Würzberg plant ENTEGA einen Windindustriepark mit fünf Anlagen im Wald (nahe dem Tierheim) der als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist. Dazu gibt es am Dienstag, 20. März, um 19 Uhr in der Odenwaldhalle in Michelstadt eine offizielle Informationsveranstaltung der Stadt. „Die dort voraussichtlich verwendeten Argumente sollten Sie sich nicht entgehen lassen“, empfiehlt Geisinger.
In Reichelsheim wurde von der Gemeinderatsversammlung die Verlegung der Kabeltrasse vom Kahlberg durch Reichelsheimer Wald im November 2017 zunächst abgelehnt. „Nachdem dort die Windkraftlobby in Gestalt des stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden – der Mitglied im Bundesverband Windenergie ist – vermutlich ganze Arbeit geleistet hat, wurde dieser Beschluss erneut auf die Tagesordnung gesetzt und Anfang Februar der Trassenführung durch Reichelsheimer Wald zugestimmt. Im Gebiet Stotz und Rang bei Reichelsheim laufen bereits Vorerkundungen für die Errichtung von weiteren Windindustrieanlagen.“
Diese Vorgänge seien nur noch als „Krieg gegen die Bevölkerung des Odenwaldes“ zu verstehen. „In der Wiesbadener Staatskanzlei und im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung hat die angebliche Weltrettung durch Windkraftausbau absoluten Vorrang vor dem Erhalt der Umwelt der dort lebenden Menschen und dem Schutz von Natur und Landschaft.“
Da helfe es nicht viel, wenn der grüne Minister Al Wazir den Landrat des Odenwaldkreises Frank Matiaske besuche und mit ihm über den Ausbau der B45 und die Elektrifizierung der Odenwaldbahn konferiere. „Über Windkraft wurde übrigens auch gesprochen – ohne dass dazu Details an die Öffentlichkeit gelangten. Ein Deal – Ausbau der B 45 gegen ein paar mehr Windräder – wäre die schmutzigste vorstellbare Variante.
Sicher kann man gegen Genehmigungen klagen, wenn man das nötige Kleingeld hat. Der Ausgang ist aber immer ungewiss. Recht haben und Recht bekommen sind nicht dasselbe. Deshalb empfehlen wir dringend das Studium der Parteiproramme für die hessische Landtagswahl im Oktober 2018.“..
Greiner Eck: Boden verseucht – Anzeige der BI wg. Arsen!
Windpark Greiner Eck in Neckarsteinach
Stehen die Windräder auf giftigem Boden?
Oberzent: Stadtverordnete gegen Windkraftausbau!
Oberzent packt alle Geschütze gegen Windkraft im Katzenwinkel aus
von Thomas Wilken, 15 März 2018
Die Stadtverordneten-Versammlung will der Windkraft-Nutzung auf Oberzent-Gemarkung vorerst einen Riegel vorschieben. Die Mandatsträger setzen dafür alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel ein. Allenfalls will man sich – wenn überhaupt – auf die Vereinbarungen im gemeinsamen Flächennutzungsplan (FNP) des Odenwaldkreises einlassen, der aber durch die Ablehnung des Regierungspräsidiums nicht in Kraft ist. Es ging auf der jüngsten Sitzung um zwei Gebiete: Finkenberg und Katzenwinkel.
Für das Gebiet „Finkenberg“, das sich von Finkenbach auf dem Höhenrücken oberhalb von Falken-Gesäß Richtung Olfen zieht, gibt es einen fünf Jahre alten Gestattungsvertrag der Stadt Beerfelden mit der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO). Diese hat sich zwischenzeitlich aber aus der Windkraftplanung zurückgezogen. Der Vertrag ging an die Enercon über. Die wiederum teilte laut Interims-Bürgermeister Egon Scheuermann mit, dass sie im zweiten Halbjahr eine Planung vorstellen will. Für den Frühjahr 2019 kündigt die Firma ein Planverfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz an.
Diesen Zeitplan legten die Stadtverordneten jetzt ad acta. Denn der damalige Gestattungsvertrag kann gekündigt werden, wenn nicht innerhalb von drei Jahren nach Abschluss eine Baugenehmigung vorliegt. Was nicht der Fall ist. Frank Leutz (FDP), dessen Fraktion zusammen mit der CDU die Kündigung beantragt hatte, wünschte sich weiterhin, alle weitere Beratungen rund um Windkraft auf dem „Finkenberg“ auf die Zeit nach der Neuwahl von Stadtparlament und Bürgermeister zu vertagen. Die Mandatsträger folgten den beiden Ansinnen einstimmig.
Scheuermann schloss sich der Meinung der Parlamentarier an. Der damalige Vertragspartner sei die EGO gewesen, führte er aus. „Wir sollten auf Nummer sicher gehen und kündigen“, betonte er. Damit könne man jeden neuen Interessenten „dazu bringen und zwingen“, die eigenen Planungen vorzustellen. Erwin Körber (SPD) sah die Stadtverordneten nicht als „Steigbügelhalter für Enercon“. Mit der EGO habe es eine ganz andere Basis für die Zusammenarbeit gegeben….
Vielbrunn: Offener Brief H.-J. Büchs an Landrat Matiaske
Trinkwasserversorgung der Vielbrunner und Würzberger Bevölkerung gefährdet?
Gibt es mit Beginn der Baggerarbeiten für das Fundamenet der Windkraftanlage (WKA) 2 im Felgenwald bei Vielbrunn bereits erste Verstöße gegen die umfangreichen Bauauflagen?
VIELBRUNN. – In einem offenen Brief wendet sich der Vielbrunner Bürger Hans-Joachim Büchs nach den Beginn der Baggerarbeiten für das Fundamenet der Windkraftanlage (WKA) 2 im Felgenwald bei Vielbrunn an die Untere Wasserbehörde des Odenwaldkreises und Landrat Frank Matiaske. Der Brief hat folgenden Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bergmann, sehr geehrter Herr Thüringer, sehr geehrter Herr Landrat Matiaske,
als Bürger des Odenwaldkreises bin ich schier entsetzt, dass heute die Baggerarbeiten für das Fundament der WKA 2 im Felgenwald begonnen haben, ohne Benennung von Verantwortlichen (sowohl Projektleiter, wie auch der zuständigen Prüfbehörde). Seit dem 30.09.2017 warte ich hier auf eine Antwort, da der VGH in Kassel in seinem Urteil zur Aufhebung des Baustopps auf die umfangreichen Bauauflagen verwiesen hat.
Gerade die genehmigte Baustelle und die beiden zu errichtenden Fundamente (ca. 3 bis 5 m tiefer Aushub) liegen in der 300 bis 600 m Zone des ehemaligen Sprengplatzes Boxbrunn. Hier wurden über 10.000 t Wehrmachtsmunition bis Anfang der 1950er-Jahre unsachgemäß entsorgt / gesprengt. Trotz einer vorausgegangenen Sondierung, kann nicht abschließend davon ausgegangen werden, dass in tieferen Schichten noch beschädigte Kampfmittel liegen und durch die Baggerarbeiten nun endgültig freigelegt werden.
Ferner wurden 2 bis zu 400 m Tiefe Störungszonen im Baugebiet nachgewiesen. Insbesondere durch die bestehende Klüftigkeit des Buntsandsteins ist ein Eindringen in das Grundwasser nicht auszuschließen.
Dies hätte dann unmittelbare Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Vielbrunner und Würzberger Bevölkerung, da die Wasserfließrichtung westwärts zum etwa 1 km entfernten Tiefenbrunnen geht. Wer steht hier für die fahrlässige gesundheitliche Gefährdung der Bürger in Verantwortung? Wer bezahlt den kompletten Schaden bei einer möglichen Beschädigung der Wasserversorgung?
Vielbrunn hat schon einmal seine komplette Wasserversorgung durch Unachtsamkeit in den 1970er-Jahren verloren.
Bei dieser Sachlage, die aufgrund einer umfangreichen Kommunikation Ihnen bekannt sein sollte, ist es mehr als verwunderlich, dass hier keine eindeutigen behördlichen Zuständigkeiten vorliegen und Ihre Fachleute diese sehr sensiblen Arbeiten zum Schutz der Bevölkerung beobachten, um frühzeitig Gefahren abzuwenden.
Neben den beiden Fotos der Baggerarbeiten von heute habe ich auch noch meinen Schriftverkehr mit der Unteren Wasserbehörde beigefügt. Bei dieser Korrespondenz wurden Sie, Herr Landrat Matiaske, als oberster Behördenleiter in CC von mir vollständig informiert.
Damit die Zuständigkeit und die vom VGH Kassel geforderte lückenlose Dokumentation über die Einhaltung der gesamten Bauauflagen endlich erfolgt, bitte ich die Obere und die Untere Behörde hier umgehend Klarheit zu schaffen.
Da mit einem weiteren Vertrösten des Bürgers Büchs zu rechnen ist, geht diese E-Mail auch an die Öffentlichkeit über die Presse. Ein Informieren des VGH Kassel über die bisher herrschenden Ungereimtheiten behalte ich mir vor.
In diesem Sinne verbleibe ich in Erwartung eines unverzüglichen Handelns und der Beantwortung der Zuständigkeiten.
Mit freundlichen Grüssen
Hans-Joachim Büchs
Kahlberg: WKA-Ausbau trotz Trinkwassergefähdung!
Bareis: Alles getan, was möglich ist
von Hans-Dieter Schmidt, 09. März 2018
KAHLBERG-WINDRÄDER Bürgermeister hält Einwände gegen den Bau weiter für richtig / Tatsachen sind geschaffen
HÜTTENTHAL – Seit 1200 Jahren liegt der Schwerpunkt der Trinkwasserversorgung der beiden Mossautaler Ortsteile Hüttenthal und Hiltersklingen bei den Quellen des Kahlberges, jener zum Nachbarkreis Bergstraße gehörenden, rund 520 Meter hohen Erhebung nahe des Fürther Ortsteiles Weschnitz. Mossautals Bürgermeister Dietmar Bareis erläuterte dies im Zuge der Hüttenthaler Ortsbeiratssitzung unter Leitung des Ortsvorstehers Thomas Hofmann (ÜWG). Anlass waren von zahlreichen Bürgern erwartete Informationen zum aktuellen Sachstand der Errichtung von Windkraftanlagen auf dem Kapellenberg, wie der Kahlberg mit der Walburgiskapelle landläufig auch genannt wird, und im Katzenwinkel oberhalb des Marbachstausees beim Stadtteil Etzean der neuen Stadt Oberzent.
Sämtliche Bemühungen bleiben ohne Erfolg
Wie der parteilose Rathauschef mitteilte, waren alle bisherigen Bemühungen der Gemeinde Mossautal, den Windanlagenbau auf dem Kahlberg zu verhindern oder zumindest bis zu einer gerichtlichen Entscheidung zu verzögern, ohne Erfolg. Inzwischen seien, so Bareis, vier der fünf Windräder fertiggestellt, das letzte im Bau. Der Bürgermeister umriss die Bemühungen seiner Gemeinde, vom ersten Widerspruch über verschiedene Klagewege bis hin zu einem noch laufenden Verfahren am Verwaltungsgerichtshof (VGH) Kassel.
Ihre Einwände hält die Kommune nach wie vor für gerechtfertigt mit Blick auf die Gefährdung der Wasserversorgung für ihre beiden Ortsteile durch Bau, Betrieb und möglichen Abriss derartiger Anlagen. Diese Versorgung werde, so Bareis, „leichtfertig aufs Spiel gesetzt“.
Auf Unverständnis stößt insbesondere der Verfahrensverlauf und die offizielle Begründung, das öffentliche Interesse an der Energieversorgung habe Priorität. Immerhin sei Wasser das wichtigste Gut für den Menschen. Die kommunalen und privaten Bemühungen mündeten schließlich am 29. August vergangenen Jahres in einer Anzeige des Verwaltungschefs wegen Bauens ohne Baugenehmigung. Diese blieb freilich ohne Erfolg, Gleiches gilt für weitere Anzeigen und Dienstaufsichtsbeschwerden privater Personen ohne Wirkung…
Vielbrunn: Fundamentarbeiten trotz Trinkwassergefährdung
Bei Vielbrunn werden Fundamente für Windräder ausgebaggert
Von Elmar Streun, Michelstadt 8. März 2018
VIELBRUNN – Im Felgenwald beim Michelstädter Stadtteil Vielbrunn sind die Bagger angerückt. Arbeiter haben damit begonnen, für das Fundament zweier Windräder die Erde auszuheben. Damit tritt eines der am meisten diskutierten Windkraft-Projekte der Region in die Ausführungsphase, wie Bürger des Michelstädter Stadtteils entdeckt und publik gemacht haben. Über den Baubeginn „entsetzt“ äußerte sich Hans-Joachim Büchs von der Bürgerinitiative Zukunft Vielbrunn – auch, weil keine Verantwortlichen für die Umsetzung benannt worden seien. Seit September 2017 warte er in dieser Angelegenheit auf eine Antwort, da der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Kassel in seinem Urteil zur Aufhebung des Baustopps auf die umfangreichen Bauauflagen verwiesen hat (wie berichtet).
Areal liegt in Zone eines ehemaligen Sprengplatzes
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Das zweite Vielbrunner Wasserwerk wurde 1969 am Fußweg von der Einkehr Bremhof zum historischen Wasserwerk für etwa eine Million Mark errichtet und versorgte Vielbrunn bis 1980 mit Trinkwasser. Eine der Sprengungen zur Neufassung der Quelle hatte zur Folge, dass Oberflächenwasser direkt in die Quelle gelangte. Alte Vielbrunner können sich noch gut an den Gülleduft beim Duschen erinnern.
Der damalige Michelstädter Bürgermeister Reinhold Ruhr veranlasste die Anbindung an das Leitungsnetz von Weiten-Gesäß, die weitere rund 600 000 Mark gekostet hat. Somit sind die Vielbrunner beim Thema Trinkwasserversorgung besonders vorsichtig. Die Kosten für den neuen Tiefenbrunnen Vielbrunn, mit dem Hochbehälter, beliefen sich auf rund 2,13 Millionen Euro. (est)
Gerade die genehmigte Baustelle und die beiden zu errichtenden Fundamente – Büchs spricht von einem drei bis fünf Meter tiefen Aushub – liegen in der Zone des ehemaligen Sprengplatzes Boxbrunn in 300 bis 600 Meter Umkreis. Wie ebenfalls bereits berichtet, wurden dort über 10 000 Tonnen Wehrmachtsmunition bis Anfang der 1950er-Jahre unsachgemäß entsorgt oder gesprengt. Trotz einer vorausgegangenen Sondierung, könne nicht abschließend davon ausgegangen werden, dass in tieferen Schichten noch beschädigte Kampfmittel liegen und beim Baggern nun endgültig freigelegt werden.
Ferner wurden zwei bis zu 400 Meter tiefe sogenannte Störungszonen im Baugebiet nachgewiesen, erklärt der Aktivist der Bürgerinitiative. „Insbesondere durch die bestehende Klüftigkeit des Buntsandsteins ist ein Eindringen in das Grundwasser nicht auszuschließen. Dies hätte dann unmittelbare Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Vielbrunner und Würzberger Bevölkerung, da die Wasserfließrichtung westwärts zum etwa einen Kilometer entfernten Tiefenbrunnen geht.“
Wie Hans-Joachim Büchs erläutert, hat die Stadt Michelstadt dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben, „und das weist diese Störungslinien eindeutig nach“. Dies bestätigte Bürgermeister Stephan Kelbert. Er betonte aber, die Linien liegen zwischen den beiden Windradstandorten und nicht unter den Fundamenten für die zwei geplanten Rotoren.
Sie kreuzen jedoch laut Büchs die Baustraße. Auf der würden etwa 200 Lastwagenladungen mit Zement transportiert für jedes Windradfundament. Darin seien Trinkwasser gefährdende Stoffe enthalten. Der Kritiker fragt nach der Verantwortung für die seines Erachtens fahrlässige gesundheitliche Gefährdung der Bürger und für die mögliche Beschädigung der Wasserversorgung. „Vielbrunn hat schon einmal seine komplette Wasserversorgung durch Unachtsamkeit in den 1970er-Jahren verloren“, ruft Büchs in Erinnerung (gesonderter Bericht)…..