Trotz Besonderheit des Vorhabens für den Wald bei Würzberg / Kritik von BUND und Nabu
von Gerhard Grünewald, 19. März 2018
WÜRZBERG/MICHELSTADT – Während politischer und bürgerlicher Widerspruch bei Bau oder Planung von Windrädern bei Hiltersklingen, Falken-Gesäß oder Etzean in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken, ist es um die Vorbereitungen für einen Anlagenbau an anderer Stelle eher still geblieben. Besondere Bedeutung für die Publizität der potenziellen Bebauung des Waldgebiets Mies bei Würzberg kommt deshalb einer Bürgerversammlung am Dienstag, 20. März, um 19 Uhr in der Michelstädter Odenwaldhalle zu.
Zwar spiegeln sich die Ambitionen der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) und des Darmstädter Versorgungsunternehmens Entega auch nach deren jüngster Aktualisierung noch nicht in der Verfahrensliste des Regierungspräsidiums. Wie einer Veröffentlichung der vom Umweltbundesamt anerkannten Prüfungsinstanz Initiative Hoher Odenwald – Verein für Landschaftsschutz und Erhalt der Artenvielfalt (Waldbrunn) zu entnehmen ist, hat allerdings für das Projekt bereits ein sogenannter Scopingtermin stattgefunden, bei dem sich potenzielle Bauherrn und Naturschützer grundsätzlich über ihre Sicht der Genehmigungsfähigkeit austauschen.
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Zur Bürgerversammlung um das Windradprojekt bei Würzberg lädt das Michelstädter Stadtparlament für Dienstag, 20. März, um 19 Uhr in die Odenwaldhalle ein. Die Tagesordnung sieht Informationen über den Sachstand des Projektes vor. Bürgerversammlungen eigen ist indes immer auch die Gelegenheit zu Nachfrage und Diskussion.
Bauherrn und Naturschützer an einem Tisch
In diesem Fall geht es um fünf Windräder der neusten Generation mit weit mehr als 200 Meter Gesamthöhe, die in der Nachbarschaft zum Bodendenkmal Römerbad und zum Würzberger Tierheim gebaut werden sollen. Die entsprechenden Pläne kommen dabei einem Lackmustest für die Windkraft-Politik des Odenwaldkreises und seiner Kommunen gleich. Denn im Gegensatz zu Plätzen wie Katzenwinkel bei Etzean gehört die Mies zu den Standorten, zu deren Bebauung sich mit Zustimmung zum entsprechenden Flächennutzungsplan auch die Michelstädter Stadtverordneten mit breiter Mehrheit bekannt haben. Das erklärt, warum das Projekt in den lokalen Gremien bisher – wenn überhaupt – zurückhaltend diskutiert wird.
Um so deutlicher setzen sich die Naturschützer mit dem Vorhaben auseinander: Nicht nur für den Naturschutzbund (Nabu), sondern auch für den nicht zu den grundsätzlichen Windräder-Skeptikern zählenden Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gehört die Mies zu den Odenwälder Lagen, die den Bau von Windrädern am wenigsten vertragen. Dazu verweisen sie sowohl auf das Vorkommen des geschützten Schwarzstorches im Grenzgebiet zwischen Würzberg, Bullau und dem bayerischen Breitenbuch als auf dessen grundsätzlichen Wert für die Vogelwelt. Liegt die Mies doch im Vogelschutzgebiet Südlicher Odenwald und genießt als Flora-Fauna-Habitat-Fläche umweltfachliche Anerkennung. Geteilt wird die negative Bewertung der Bauambitionen auch vom Gutachten der Initiative Hoher Odenwald.