Bei Vielbrunn werden Fundamente für Windräder ausgebaggert
Von Elmar Streun, Michelstadt 8. März 2018
VIELBRUNN – Im Felgenwald beim Michelstädter Stadtteil Vielbrunn sind die Bagger angerückt. Arbeiter haben damit begonnen, für das Fundament zweier Windräder die Erde auszuheben. Damit tritt eines der am meisten diskutierten Windkraft-Projekte der Region in die Ausführungsphase, wie Bürger des Michelstädter Stadtteils entdeckt und publik gemacht haben. Über den Baubeginn „entsetzt“ äußerte sich Hans-Joachim Büchs von der Bürgerinitiative Zukunft Vielbrunn – auch, weil keine Verantwortlichen für die Umsetzung benannt worden seien. Seit September 2017 warte er in dieser Angelegenheit auf eine Antwort, da der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Kassel in seinem Urteil zur Aufhebung des Baustopps auf die umfangreichen Bauauflagen verwiesen hat (wie berichtet).
Areal liegt in Zone eines ehemaligen Sprengplatzes
-
Das zweite Vielbrunner Wasserwerk wurde 1969 am Fußweg von der Einkehr Bremhof zum historischen Wasserwerk für etwa eine Million Mark errichtet und versorgte Vielbrunn bis 1980 mit Trinkwasser. Eine der Sprengungen zur Neufassung der Quelle hatte zur Folge, dass Oberflächenwasser direkt in die Quelle gelangte. Alte Vielbrunner können sich noch gut an den Gülleduft beim Duschen erinnern.
Der damalige Michelstädter Bürgermeister Reinhold Ruhr veranlasste die Anbindung an das Leitungsnetz von Weiten-Gesäß, die weitere rund 600 000 Mark gekostet hat. Somit sind die Vielbrunner beim Thema Trinkwasserversorgung besonders vorsichtig. Die Kosten für den neuen Tiefenbrunnen Vielbrunn, mit dem Hochbehälter, beliefen sich auf rund 2,13 Millionen Euro. (est)
Gerade die genehmigte Baustelle und die beiden zu errichtenden Fundamente – Büchs spricht von einem drei bis fünf Meter tiefen Aushub – liegen in der Zone des ehemaligen Sprengplatzes Boxbrunn in 300 bis 600 Meter Umkreis. Wie ebenfalls bereits berichtet, wurden dort über 10 000 Tonnen Wehrmachtsmunition bis Anfang der 1950er-Jahre unsachgemäß entsorgt oder gesprengt. Trotz einer vorausgegangenen Sondierung, könne nicht abschließend davon ausgegangen werden, dass in tieferen Schichten noch beschädigte Kampfmittel liegen und beim Baggern nun endgültig freigelegt werden.
Ferner wurden zwei bis zu 400 Meter tiefe sogenannte Störungszonen im Baugebiet nachgewiesen, erklärt der Aktivist der Bürgerinitiative. „Insbesondere durch die bestehende Klüftigkeit des Buntsandsteins ist ein Eindringen in das Grundwasser nicht auszuschließen. Dies hätte dann unmittelbare Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung der Vielbrunner und Würzberger Bevölkerung, da die Wasserfließrichtung westwärts zum etwa einen Kilometer entfernten Tiefenbrunnen geht.“
Wie Hans-Joachim Büchs erläutert, hat die Stadt Michelstadt dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben, „und das weist diese Störungslinien eindeutig nach“. Dies bestätigte Bürgermeister Stephan Kelbert. Er betonte aber, die Linien liegen zwischen den beiden Windradstandorten und nicht unter den Fundamenten für die zwei geplanten Rotoren.
Sie kreuzen jedoch laut Büchs die Baustraße. Auf der würden etwa 200 Lastwagenladungen mit Zement transportiert für jedes Windradfundament. Darin seien Trinkwasser gefährdende Stoffe enthalten. Der Kritiker fragt nach der Verantwortung für die seines Erachtens fahrlässige gesundheitliche Gefährdung der Bürger und für die mögliche Beschädigung der Wasserversorgung. „Vielbrunn hat schon einmal seine komplette Wasserversorgung durch Unachtsamkeit in den 1970er-Jahren verloren“, ruft Büchs in Erinnerung (gesonderter Bericht)…..