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Es regiert das Panikorchester

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DIE WELT

Es regiert das Panikorchester

Gehetzt von kurzzeitigem Aktivismus, trifft die deutsche Politik Entscheidungen, deren negative Folgen sie einfach ausblendet, schreibt Stefan Aust

Von Stefan Aust, 19.Oktober 2019

Früher sagte man, Deutschland werde schlecht regiert, aber gut verwaltet. Inzwischen wird es nicht einmal mehr gut verwaltet, denn jede Behörde hat am Ende einen politischen Chef, den Bürgermeister, Landrat, Staatssekretär oder Minister. Inzwischen ist die Politik tief in die Verwaltungsapparate eingesickert und steuert diese – am liebsten gegen die Wand. Widersprüchlichkeit von Entscheidungen regiert die Tagesordnung, oft weiß die eine Hand zwar, was die andere tut – aber es kümmert sie kaum. Hauptsache, es klingt alles gut und entspricht dem aktuellen Tagestrend der Aufregung…

Je nachdem, ob gerade Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Atomkraft, Kohle, Waldsterben, Klimawandel, Stickoxide, Feinstaub, Diesel-Stinker, Wohnungsnot, Mietendeckel, Glyphosat, Fridays for Future, Extinction Rebellion oder andere Hypes der Panikorchester angesagt sind. Da wollen viele Politiker nicht abseitsstehen, sondern lieber an der Spitze des jeweiligen Flashmobs zur Rettung der Welt mitlaufen. Die Bundesregierung und die Regierungen der Länder reagieren gern mit kurzzeitigem Aktivismus. So werden aus Regierungen Reagierungen…

Dass die knapp 30.000 Windräder in Deutschland Schreddermaschinen für Vögel und Insekten sind, wird stillschweigend in Kauf genommen, denn sie sterben ja für eine gute Sache. Ein Vorschlag der Deutschen Wildtierstiftung, gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium eine wissenschaftliche Untersuchung zum Vogel- und Insektensterben durch Windräder zu finanzieren, wurde von der Staatssekretärin im Auftrag der Ministerin dankend abgelehnt.

Um die Zahl der Windräder zu verdoppeln, plant das Wirtschaftsministerium, die gesetzlichen Richtlinien für den Natur- und Artenschutz bei der Planung neuer Windparks zu lockern. Ob das dann auch für den Straßen- oder Bahnstreckenbau gilt, der aufgrund derselben Paragrafen häufig für Jahre blockiert wird, ist bislang noch unklar…

 

Eberbach: Windkraft am Hebert steht auf der Kippe

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Eberbach

Windkraft am Hebert steht auf der Kippe

Stadtverwaltung will Suche nach Interessenten wieder aufnehmen – Planungsausschuss der Metropolregion will Fläche verkleinern

Von Christofer Menges, 24. Oktober 2019

Eberbach. Mit der Wiederaufnahme des Interessenbekundungsverfahrens will die Stadtverwaltung auf die fast 1200 Unterschriften reagieren, mit denen ein Bürgerentscheid über die Windkraft auf dem Hebert gefordert wurde. Die Verwaltung erhofft sich durch das Verfahren Antworten auf noch offene Fragen. Am Donnerstag entscheidet der Gemeinderat darüber. In den Planungen der Metropolregion Rhein-Neckar spielt der Hebert für den Bau von Windrädern künftig indes keine herausragende Rolle mehr.

Welche und wie viele potenzielle Investoren gibt es für den Bau von Windrädern auf dem Hebert? Was bekäme die Stadt an Pacht? Übernähme ein Investor sämtliche Planungskosten? Das sind die Fragen, auf die sich die Stadtverwaltung Antworten erhofft. Gleichzeitig sollen diese Informationen bei einem Bürgerentscheid als Entscheidungshilfe dienen.

Wie das ausgeht, ist offen. Denn es gibt Zweifel, ob sich überhaupt noch Investoren für den Hebert interessieren (und Geld für die Erkundung in die Hand nehmen), wenn als planerischer Unsicherheitsfaktor ein späterer Bürgerentscheid im Raum steht. „Wenn jemand Interesse hat, aber hört, es soll noch ein Bürgerentscheid kommen, dann sagt der doch: ,Ihr spinnt! Das Risiko ist mir zu groß‘“, sagte AGL-Stadtrat Lothar Jost als Vertrauensmann des Bürgerbegehrens im September…

In den Planungen der Metropolregion Rhein-Neckar soll der Hebert künftig ohnehin nicht mehr als Vorrangfläche gelten. Grund ist der im Mai erschienene neue Windatlas des baden-württembergischen Umweltministeriums. Darin löst die „mittlere gekappte Windleistungsdichte“ 160 Meter über Grund die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit als wichtigste Orientierungsgröße ab.

Galt der Hebert mit Windgeschwindigkeiten von 5,8 bis 6,4 Meter pro Sekunde bislang als noch relativ aussichtsreich, liegt er mit einer Windleistungsdichte von 200 bis 245 Watt pro Quadratmeter im Grenzbereich: Für den Bau von Windrädern empfiehlt der Windatlas eine Windleistungsdichte von mindestens 215 Watt pro Quadratmeter.

 

Klimagesetze entsetzen die Experten

https://www.welt.de/wirtschaft/article202339622/CO2-Abgabe-auf-Benzin-Heizoel-und-Gas-Kritiker-verreissen-Klimagesetze.html

Wirtschaft: Umstrittene CO2-Abgaben

Verfassungswidrig und wirkungslos – Klimagesetze entsetzen die Experten

Bis zum 20. Dezember sollen die Vorhaben gesetzlich in trockenen Tüchern sein: Höhere Steuern auf Flugtickets, höhere Pendlerpauschale und günstigere Bahntickets.

Von Daniel Wetzel, 23. Oktober 2019

Woher auf einmal die Hektik kommt, ist nicht ganz klar. Hat sich die Bundesregierung etwa bei Fridays for Future mit Klimapanik infiziert? Oder ist es eher der für den Fortbestand der großen Koalition entscheidende SPD-Parteitag, der zur Eile drängt?

Noch in dieser Woche will die Bundesregierung jedenfalls ein ganzes Bündel von Klimagesetzen durch die Instanzen peitschen. Das Klimaschutzgesetz, die Steuererleichterungen auf Bahnticktes sowie Änderungen beim Luftverkehrsgesetz sollen an diesem Freitag vom Bundestag in erster Lesung verhandelt werden.

Der selbst auferlegte Zeitdruck ist ungeheuer: Denn zusätzlich hatte das Bundesumweltministerium am vergangenen Samstag gegen 18 Uhr einen Gesetzentwurf verschickt, der für die Finanzierung der Energiewende einen Paradigmenwechsel darstellt und für die Kostenbelastung von Auto- und Immobilienbesitzern weitreichende Folgen haben wird: Mehr als 4000 Unternehmen des Verkehrs- und Wärmesektors sollen der Pflicht zum Emissionshandel unterworfen werden…

Doch bei der Beratung des neuen Gesetzes, das immerhin den gesamten Kraft- und Brennstoffbereich einer neuen Klimaregulierung unterwirft, durften die betroffenen Wirtschaftsverbände kaum mitreden. Branchenvertretern ließ die Bundesregierung lediglich einen Werktag lang Zeit, das Paragrafenwerk zu analysieren und zu kommentieren. Bereits am Mittwoch sollte das Kabinett das Gesetz beschließen…

In einem offenen Brief an die Bundesregierung machte ein Dutzend der führenden Industrie- und Energieverbände von BDI über BDEW und DIHK bis zu den Gewerkschaften ihrem Unmut Luft: „Aus unserer Sicht sind Länder- und Verbändeanhörungen ein fester Bestandteil des demokratischen Prozesses“, heißt es darin. Jetzt aber entstehe der Eindruck, dass Anhörungen der Betroffenen nur noch „pro forma“ und ohne jede Vorwarnung durchgeführt würden. Es sei fraglich, „ob eine sachgerechte Aus- und Bewertung der eingegangenen Stellungnahmen durch die Bundesregierung anschließend überhaupt leistbar ist“…

Tatsächlich kommt bei so viel Hektik in der Gesetzgebung offenbar auch nichts Gutes heraus. Der Entwurf des neuen „Gesetzes über ein nationales Emissionshandelssystem für Brennstoffemissionen“, kurz BEHG, wurde von Experten trotz der kurzen Frist zur Stellungnahme bereits heftig kritisiert…

 

Altmeiers „Arbeitsplan“: Ein Anschlag auf Natur, Bürger und Rechtsstaat!

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Altmeiers „Arbeitsplan“: Ein Anschlag auf Natur, Bürger und Rechtsstaat

Umland: Dr. rer. nat. Wolfgang Epple, Autor, Biologe und Wissenschaftlicher Beirat der Naturschutzinitiative e.V. , hat sich mit Minister Altmeiers „Aufgabenliste“ für eine deutsche Energiewende auseinandergesetzt. Das Papier enthält alle Bestandteile, um die Demokratie der Bundesrepublik nachhaltig zu gefährden.

Gastbeitrag von Wolfgang Epple, 18. Oktober 2019

Wolfgang Epple, Foto: privat

Demontage der Rechtsordnung, Aushebelung der Bürgerbeteiligung, zentralistische Genehmigungsstrukturen, Demontage des Naturschutzgesetzes, all das zugunsten eines fragwürdigen Ausbaues der Windindustrie, stehen auf der „Wunschliste“ unseres Wirtschaftsministers. Dazu soll – nach dem Willen der Bundesregierung – ein „Expertenrat“ aus fünf Sachverständigen die CO2 Minderung überwachen und mit Gesetzesvorlagen nachsteuern, sollte das ehrgeizige Klimaschutzprogramm aus dem vorgegebenen Zeitplan laufen. Das Klimaschutzgesetz und CO2-Steuer, Ölheizungsverbot und weiter steigende Strompreise, ohne eine Lösung der Speichproblematik, sorgen für eine immer raschere Fahrt in den wirtschaftlichen und energiepolitischen Kollaps. Die Hysterie wird in Deutschland zum Staatsziel, Naturzerstörung billigend in Kauf genommen.

Wolfgang Epple: „Bundeswirtschaftsministerium legt Arbeitsplan zur Stärkung der Windenergie an Land vor“, so die Ankündigung vom 7. Oktober 2019 zu einem regierungsamtlichen Dokument, das es in sich hat: Der „Arbeitsplan“ des CDU-Ministeriums ist Nachgang des „Windkraftgipfels“ vom 5. September 2019. Dieser war schon in seiner Zusammensetzung und eindeutig erklärten Stoßrichtung eine Farce. Dass Unheil für Natur und Landschaft, Gesundheit und Erholungsvorsorge, und für die Rechte der Bürger droht, war vorauszusehen. Die nun vorliegende „Aufgabenliste“ des BMWi für die federführenden Ressorts ist die fast blinde Umsetzung der Wunschliste des Bundesverbandes Windenergie (BWE).

Windkraftobby fordert – Minister liefert

Die Windkraftobby fordert, der Minister liefert. Nichts ist ausgelassen. Nicht nur für den Naturschutz könnte es kaum schlimmer kommen. Massive Einschränkung von Bürgerbeteiligung und Klagerechten sind das Gegenteil der vorgeblichen „Mitnahme“ der Bürger in Entscheidungsprozessen.
Unter „Akzeptanzmaßnahmen“ listet der Arbeitsplan die Umsetzung lächerlich geringer Mindestabstände zur Wohnbebauung aus den Eckpunkten des Klimaschutzprogrammes zu Lasten der Gesundheit und des Eigentums direkt Betroffener. Die Vorstellung, dass eine stärkere Beteiligung der Kommunen am Betrieb zu mehr Windkraft-Akzeptanz der Bürger führe, ist so zynisch wie die von den Windkraftprofiteuren ständig verbreitete Legende, dass finanzielle Beteiligung zum Verstummen der Kritik führe. Man geht offensichtlich davon aus, dass letztlich alle Menschen käuflich sind.

Sprengsatz für Demokratie und Zusammenhalt der Gesellschaft

Die geforderten „Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungen“ sind wahrer Sprengsatz für Demokratie und Zusammenhalt der Gesellschaft:

  • eine Bund-Länder-Vereinbarung zum Abbau von Genehmigungshindernissen bei der Windenergie an Land
  • Verkürzung der Instanzen bei Klagen gegen die Genehmigungen
  • Einschränkung der aufschiebenden Wirkung von Klagen und Widersprüchen,
  • Beschleunigung von Genehmigungsverfahren
  • Stärkung der „Rolle des Projektmanagers“
  • Aufnahme eines weiteren Ausnahmegrundes beim Artenschutz für den Ausbau erneuerbarer Energien nach § 45 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG)
  • Sicherstellung einer einheitlichen Anwendung von Naturschutzrecht durch eine Technische Anleitung zum Artenschutz (TA Artenschutz)

Naturschutz und Klagerechte kritischer Bürger sind also die großen Hindernisse. Die räumen die „Energiewendemacher“ nun weg. Menschen- und Naturverachtung pur.

Degradierung des Naturschutzes

Unter Querschnittsmaßnahmen folgt die weitere regierungsamtliche Degradierung des Naturschutzes, wohlgemerkt eine Staatsaufgabe mit Verfassungsrang:
„Weiterentwicklung des Bundes-NaturschutzGesetzes (BNatSchG) mit dem Ziel, Maßnahmen zum Klimaschutz von den Ausgleichspflichten vollständig auszunehmen.“
War schon der Ablasshandel im Rahmen der nicht ausgleichbaren kolossalen Schäden, die Windkraft an der Landschaft anrichtet, unwürdig, ist die geplante endgültige Freistellung der subventionsgemästeten Erneuerbaren-Energien-Industrie von jeder Ausgleichspflicht skandalös.

„Windrad-Wahnsinn“ in Thüringen

Die CDU Thüringen plakatiert im Wahlkampf gegen „Windrad-Wahnsinn“. Minister Altmaier und die Kanzlerin betreiben Abbau von Bürgerrechten und Schwächung des Naturschutzes im Namen der Windkraft. Von GRÜNEN, Linken, der SPD und durch Druck von der Straße („Fridays for Future“) getrieben, unterwirft man sich den Forderungen derer, die diese Partei „zerstören“ wollen. Nach der Hass-Rede Greta Thunbergs vor der UNO gegen die ältere Generation hat die Kanzlerin angeblich den Ruf der Jugend zum „Klimaschutz“ verstanden. Warum nimmt sie fundierte Kritik an der ökonomisch und ökologisch desaströsen Energiewende und den Hilferuf der windkraftgeschädigten Bürger, die sich an Demokratie und Rechtsstaat halten, nicht wahr?

Unterwerfung ganz Deutschlands unter die Windindustrie?

Wohin GRÜN-CDU geführtes Regierungshandeln in Sachen Energiewende führt, zeigt die aktuelle Entwicklung in Baden-Württemberg. Neuerdings geht dort der GRÜNE Minister Untersteller ungeniert verbal gegen den „Vogelschutz“ vor und die Windkraft-gleichgeschaltete Landesbehörde LUBW errechnet ein Potenzial von 11,8 % der Landesfläche mit ca. 20.000 Windenergieanlagen, wohlgemerkt im ausgeprägtesten Schwachwindland der Republik. Ist dies das Modell für die endgültige Unterwerfung ganz Deutschlands unter die Windkraftindustrie?
Ob sich die Naturschutzverbände das alles bieten lassen? Ob das alles rechtens, verfassungsgemäß und mit europäischem Recht vereinbar ist? Wir werden sehen.

Bundespräsident Steinmeier 09.10.2019

„Eine gelebte Demokratie braucht die Mutigen. (…) Und wer den Mut verloren hat, wer entmutigt ist, wer sich abwendet, der ist nicht schon allein deshalb gegen die Demokratie, aber er fehlt dieser Demokratie. Den dürfen wir niemals einfach achselzuckend ziehen lassen, sondern den müssen wir zurückgewinnen.“

Gilt dies auch für Mutige, die mit dem mühsam erkämpften Recht der Verbandsklage sowohl bürgerliche Teilhabe als auch den ebenso mühevollen europäischen Naturschutz-Einigungsprozess gegen naturfeindliche und demokratiegefährdende Tendenzen der deutschen Energiewende verteidigen? [Gastbeitrag: Wolfgang Epple]

Zur negativen Ästhetik von Windkraftanlagen

https://rotherbaron.com/2019/10/18/entfremdung-und-gewalt/

Entfremdung und Gewalt

Von Diether Hoffman „Rotherbaron“,  20. Oktober 2019

Der folgende Beitrag ist auf Anregung von René Sternke und meiner Webmasterin entstanden. Beide haben mich ungefähr gleichzeitig darauf hingewiesen, dass die Behauptung einer landschaftszerstörenden Wirkung von Windkraftanlagen einer genaueren Begründung bedarf.
Der Hintergrund dieser Anregung ist, dass die Betreiber von Windkraftanlagen und ihre politischen Helfershelfer immer wieder behaupten, der Eindruck einer entsprechenden negativen Wirkung von Windkraftanlagen sei rein subjektiv. Mit der Zeit werde man sich an den Anblick von Windkraftanlagen ebenso gewöhnen wie an alle anderen Eingriffe in die Natur, die der Mensch in der Vergangenheit vorgenommen habe. Welche Argumente lassen sich dem entgegensetzen?

Auszug:

Windkraftanlagen als kulturelle Selbstzerstörung

Die Art, wie Menschen der Natur begegnen, ist kulturell geprägt. In Deutschland ist hierfür die Kunst und Literatur der Romantik von zentraler Bedeutung. Nicht zufällig ist im Rahmen der Diskussion um die landschaftsverändernde Auswirkung von Windkraftanlagen immer wieder die Frage aufgeworfen worden, ob und wie Joseph von Eichendorff oder Caspar David Friedrich ihre von inniger Naturverbundenheit zeugenden Werke im Windstromzeitalter hätten erschaffen können.
Natürlich lässt sich auch dagegen wieder ins Feld führen, dass das eben Werke und Naturkonzeptionen der Vergangenheit seien, die für heutige Menschen keine Bedeutung mehr hätten. Mit demselben Argument müsste man dann aber auch den Denkmalschutz einstellen und sämtliche Altstadtsanierungen augenblicklich beenden.
Es ist eben ein Zeichen von Kultur, dass es bestimmte Kontinuitätslinien gibt. Wie ein Mensch sich nicht in jedem Augenblick seines Lebens neu erfinden kann, ohne sich selbst zu verlieren, entsteht auch kulturelle Identität nur dadurch, dass Veränderungen sich innerhalb eines kulturellen Kontinuums vollziehen. Der abrupte Bruch mit den tradierten Sehgewohnheiten ist deshalb auch eine Form der kulturellen Selbstzerstörung.
Dieser Kulturverlust wiegt umso schwerer, als ja auch die Romantik bereits eine Gegenbewegung gegen das aufkommende Industriezeitalter war. In der Sehnsucht nach freier Natur und Freiheit in der Natur spiegelte sich bereits die Abwehr gegen jenes Zurechtstutzen von Natur und Mensch wider, das in der Phase der Hochindustrialisierung zum alles bestimmenden Merkmal der Kultur werden sollte.
Die Sehnsucht nach einem harmonischen Miteinander mit der Natur, das die Romantik in unserer Kultur verankert hat, hat so jahrzehntelang als Gegengift gegen eine vollständige Naturzerstörung gewirkt. Indem die Betreiber und politischen Förderer von Windkraftanlagen sich dagegen als immun erweisen, zerstören sie die letzte Hemmschwelle, die bislang einer kompletten industriellen Überformung der Natur im Wege stand…

 

Rhein-Neckar: Region verkleinert mögliche Windkraftfläche

https://www.rnz.de/nachrichten/metropolregion_artikel,-rhein-neckar-region-verkleinert-moegliche-windkraftflaeche-_arid,474176.html

Rhein-Neckar

Region verkleinert mögliche Windkraftfläche

Einige Standorte werden nicht mehr vorrangig behandelt – „Brüchel“ bei Meckesheim fällt aus wirtschaftlichen Gründen ganz weg

Ob ein Standort tauglich ist, hängt von der Windstärke, aber auch vom Natur- und Artenschutz ab. Aus diesen Gründen werden unter anderem Flächen bei Sinsheim, Eberbach und in der Region Hardheim/Höpfingen nicht mehr vorrangig behandelt.

Von Alexander Albrecht, 21. Oktober 2019

Rhein-Neckar. Wo sollen sich künftig in der Metropolregion Windräder drehen? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten und kostet die Planer Nerven. Denn es gilt vieles zu berücksichtigen und zusammenzuführen: den Arten- und Naturschutz, gesetzliche Vorgaben der drei Bundesländer, Gutachten, Einwände von Bürgern und Verbänden. Jetzt soll der Teilregionalplan Windenergie geändert werden. Danach werden mehrere potenzielle Flächen nicht mehr als vorrangig behandelt, vielmehr gestrichen, verkleinert oder nur noch geprüft.

Grund ist zum einen der bereits Ende Mai vom baden-württembergischen Umweltministerium veröffentlichte Windatlas, der Planern wie Genehmigungsbehörden verlässliche Daten liefert. Dabei wurde ein neuer Orientierungsmaßstab eingeführt. Ob ein Gelände windkrafttauglich ist, richtet sich nicht mehr an der Jahresgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, sondern nach der mittleren gekappten Windleistungsdichte (Watt pro Quadratmeter).

Mit der Methode lässt sich nicht nur herausfinden, wie stark der Wind an einem Standort weht, sondern auch wie oft und mit welcher Luftdichte. „Gekappt“ heißt, dass die Produktion ab einer gewissen Windgeschwindigkeit nicht mehr ansteigt. In Baden-Württemberg rechnen sich demnach die Anlagen wirtschaftlich ab einem Wert von mindestens 215 Watt pro Quadratmeter in 160 Metern über Grund.

Wie der Planungsausschuss der Metropolregion in seiner jüngsten Sitzung erfuhr, erreichen große Bereiche in der Rheinebene, des östlichen Rhein-Neckar-Kreises und des westlichen Neckar-Odenwald-Kreises diese Marke nicht. Die Flächen mit der höchsten mittleren Windleistungsdichte befinden sich auf den Höhenlagen des Vorderen Odenwalds, im Osten des Neckar-Odenwald-Kreises sowie im südlichen Kraichgau. Berücksichtigt man weitere Kriterien, reduziert sich die potenzielle Windkraftfläche im badischen Teil der Metropolregion entgegen dem Landestrend auf 16.000 Hektar…

 

Flaute für neue Windräder im Kreis Darmstadt-Dieburg

https://www.echo-online.de/lokales/darmstadt-dieburg/gross-umstadt/flaute-fur-neue-windrader-im-kreis-darmstadt-dieburg_20533841#

Flaute für neue Windräder im Kreis Darmstadt-Dieburg

Im Jahr 2019 geht keine weitere Anlage ans Netz. Weitere zwei Rotoren bei Groß-Umstadt würden das Funkfeuer stören.

Von Reinhard Jörs, 17. Oktober 2019

GROSS-UMSTADT – Jaja, der Klimawandel. Top-wichtig. Doch die Realität sieht oft anders aus. Im Jahr 2019 der Klima-Erkenntnis geht in Darmstadt-Dieburg keine einzige neue Windanlage ans Stromnetz. Warum? Ein Blick nach Groß-Umstadt, zur Klima-Vorzeigestadt im Kreis, gibt Antwort.
„Man hat den Eindruck, dass sich dort niemand um den Klimawandel kümmert“, sagt Bürgermeister Joachim Ruppert und rauft sich die wenigen Haare. „Dort“, das ist die Deutsche Flugsicherung. Die blockiert seit fünf Jahren den Ausbau der Windenergie.
Oben auf dem Binselberg bläst der Wind so schön, dass bereits seit mehr als 20 Jahren die Öko-Energie surrend und mit stetem Gewinn eingefangen wird. „Die Technik ist heute aber nochmal viel weiter“, sagt Groß-Umstadts Bürgermeister – und hat eine Idee. Die Flugsicherung verweigert nämlich ihr Okay zum Bau der zusätzlichen drei Windräder mit dem Argument, durch weitere Rotoren würden die Funksignale der Luftfahrtnavigation gestört…

Kobalt: Im Kongo sterben Menschen für unsere E-Autos

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kobalt-aus-dem-kongo-hier-sterben-menschen-fuer-unsere-e-autos-a-1291533.html

Kobaltförderung im Kongo

Hier sterben Menschen für unsere E-Autos

Kinder schleppen Erzkörbe, Bergleute schürfen unter lebensgefährlichen Bedingungen: Kobalt ist unerlässlich für die Produktion von Akkus, der Abbau hoch umstritten. Experten haben nun Minen im Kongo geprüft.

ein Interview von Christoph Seidler, 16. Oktober 2019

Wer Akkus für E-Autos bauen will, braucht Kobalt – zumindest beim heutigen Stand der Batterietechnologie. Gefördert wird der Rohstoff vor allem als Nebenprodukt beim Nickel- und Kupferabbau. Das Mineral ist äußerst ungleich auf der Erde verteilt: Die von Krisen geschüttelte Demokratische Republik (DR) Kongo, Australien und Kuba vereinen zusammen mehr als 70 Prozent der bekannten Reserven auf sich.

Um die Förderung in der DR Kongo hat es immer wieder Diskussionen gegeben. Von Kinderarbeit war die Rede, von katastrophalem Arbeitsschutz. Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben nun für eine Studie mehr als 50 Minen in den Kupfer- und Kobaltprovinzen Haut-Katanga und Lualaba besucht. Im Interview stellt Experte Philip Schütte die Ergebnisse vor.

Zur Person
  • Dr. Philip Schütte

    Philip Schütte betreut bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover Forschungsarbeiten zur Nachhaltigkeit im Bergbau und in Rohstofflieferketten. Seit 2015 ist er für die fachliche Koordination eines Projekts zum Rohstoffsektor der DR Kongo verantwortlich. Zuvor leitete er ein Projekt zur Zertifizierung von Konfliktrohstoffen in Ruanda und Burundi

SPIEGEL: Unter welchen Umständen läuft der Kobaltbergbau in der DR Kongo ab?

Schütte: Der Großteil des kongolesischen Kobalts wird im industriellen Bergbau gewonnen. Das läuft über verschiedene große, internationale Unternehmen, die sich in der Regel an weltweit geltende Vorschriften halten. Etwa 10 bis 20 Prozent entfallen aber auch auf Kleinbergbau. Und das kann massive Probleme bringen.

SPIEGEL: Was läuft da genau falsch?

Schütte: Zum größten Teil findet der Kleinbergbau illegal statt, zum Teil auch auf den Gebieten der industriellen Minen. Die Bergleute schürfen unter extrem unsicheren Bedingungen. Da werden tiefe Stollen gegraben, die Einsturzgefahr ist hoch. Häufig sterben Menschen. Außerdem werden die Bergleute in den illegalen Minen schlecht bezahlt, oft weit unter dem Mindestlohn. Der liegt in der DR Kongo ohnehin nur bei etwa vier Dollar pro Tag. Die Bergleute werden von Zwischenhändlern ausgenutzt. Das sind oft Chinesen, Inder oder Libanesen…

 

Energiewende à la Française?

https://www.achgut.com/artikel/energiewende_a_la_francaise

Energiewende à la Française?

Von Manfred Haferburg, 16. Oktober 2019

Die französische Regierung arbeitet still und leise daran, sechs neue Europäische Druckwasserreaktoren (EPR) zu bauen. In einem Schreiben an den Vorstand des französischen staatlichen Energieversorgers EdF gibt die französische Regierung einen Fahrplan vor, der zum Bau von sechs EPR-Reaktoren in den nächsten fünfzehn Jahren führen könnte. Das heißt derzeit aber nur: Frankreich hat nicht entschieden, die Debatte ist noch offen. Der Präsident der Republik, Emmanuel Macron, hat EdF lediglich aufgefordert, Mitte 2021 eine umfassende Studie vorzulegen, um eine Entscheidung über dieses heikle Thema treffen zu können.

„Les Echos“ hat die Betrachtungen öffentlich gemacht, nach der der Bau von sechs neuen EPR’s mit jeweils 1.500 Megawatt ab dem Jahr 2025 zur Aufrechterhaltung der französischen Stromversorgung notwendig wäre. (Franceinfo berichtet). Die französische Tageszeitung „Le Monde“ berichtete am Montag von einem Brief, den Umweltministerin Elisabeth Borne und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire an EdF-Chef Jean-Bernard Lévy geschrieben haben. Darin ist der Zeitung zufolge ebenfalls die Rede vom Neubau von insgesamt sechs EPR, die paarweise an drei Standorten im Land errichtet werden sollen. Die Neubauten sollten über einen Zeitraum von 15 Jahren in Paaren gestaffelt erfolgen.

Der EPR war ursprünglich ein französisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt von Framatom und Siemens. Siemens hat sich komplett aus dem Projekt verabschiedet und Areva baut nunmehr allein dieses am meisten fortgeschrittene Kernkraftwerk der Welt. Damit ist der EPR auch ein französisches Politikum – ein Prestigeprojekt, an dem tausende hochqualifizierte Arbeitsplätze hängen.

Uups, Frankreich arbeitet ergebnisoffen

In China laufen bereits zwei EPRs in Taishan. Im Finnischen Olkiluoto geht derzeit ein EPR mit zehnjähriger Verspätung und immensen Kosten in Betrieb. Der EPR in Flammanville/Frankreich hat bisher sechseinhalb Jahre Verspätung, was eine Kostensteigerung à la BER, nämlich eine Vervierfachung der Investitionskosten zur Folge hatte. Im Vereinigten Königreich entstehen gerade zwei neue EPRs…

 

FAZ: Strompreise für Verbraucher auf neuem Rekord

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/strompreise-fuer-verbraucher-auf-neuem-rekord-16434709.html

Klimapaket der Regierung :

Strompreise für Verbraucher auf neuem Rekord

Im Zuge des Klimapakets sollen die Stromkosten für Verbraucher sinken. Zunächst aber wird Strom wieder teurer. Offen ist, ob sich das wie geplant im Jahr 2021 ändert.

Von Christian Siedelbieden, 16.Oktober 2019

Der Strompreis für Verbraucher in Deutschland befindet sich aktuell auf einem Rekordniveau – und dürfte im nächsten Jahr noch weiter steigen. Das haben die Strompreis-Vergleichsportale im Internet am Dienstag übereinstimmend berichtet, als Reaktion auf die Anhebung der Ökostromumlage (EEG-Umlage). Wie vorhergesagt, wird die Umlage um 0,35 auf 6,756 Cent je Kilowattstunde angehoben (F.A.Z. vom 15. Oktober). Das haben die Betreiber der großen Stromnetze offiziell bekanntgegeben. Es handelt sich also um eine Erhöhung um mehr als 5 Prozent.

Die Umlage soll den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern und macht knapp ein Viertel des gesamten Strompreises für Privathaushalte aus. Ein weiteres Viertel des Strompreises machen die Gebühren für das Stromnetz aus. Auch hier zeichnet sich ein weiterer Anstieg ab. Die Mehrheit der Netzbetreiber in Deutschland hat Erhöhungen um rund 6 Prozent angekündigt. „Allein der Anstieg der Netzgebühren und der EEG-Umlage erhöht den Strompreis um rund 3 Prozent“, schreibt das Portal Verivox. Die jährlichen Kosten für einen durchschnittlichen Haushalt stiegen dadurch um knapp 40 Euro. Das Portal Check 24 kommt allein für die Erhöhung der EEG-Umlage auf 18 Euro mehr im Jahr für einen Haushalt…