BI Gegenwind Beerfelden-Rothenberg befasst sich mit der aktuellen Lage
Von Horst Schnur, 12. Juni 2020
BEERFELDEN / ROTHENBERG. – Mit Genugtuung hat die Bürgerinitiative Gegenwind Beerfelden-Rothenberg die Nachricht aufgenommen, dass der Betreiber Nord Wind die Beantragung seiner drei Windräder am Finkenberg im März zurückgenommen hat. So sind aktuell keine Rotoren auf dem Finkenberg beantragt. Das geht aus der Beratung der Akteure zum aktuellen Stand der Planungen von Windindustrieanlagen auf dem Finkenberg hervor.
Nachdem die Betreiber keine Chancen bei den betreffenden Grundstückseigentümern erkennen konnten, ein Wegerecht eingeräumt zu bekommen und die mehrmaligen Sichtungen von Schwarzstörchen im oberen Finkenbachtal deren Existenz im ehemaligen Projektierungsgebiet Finkenberg klar darstellt, wurde offensichtlich die Konsequenz zum Verzicht des Anlagenbaus getroffen.
Die kundigen Naturbeobachter der Bürgerinitiative hatten sich mit dem Schutzgebietsmanagement bei einem Ortstermin beraten und einen unter Artenschutzauflagen stehenden Altvogel aufsteigen sehen. Diese Beobachtungen sowie viele andere in Bild oder Film festgehaltene wurden der Genehmigungsbehörde beim Regierungspräsidium in Darmstadt mitgeteilt und ein avifaunistisches Gutachten und eine Raumnutzungsanalyse für den Schwarzstorch gefordert.
„Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Oberzent im Januar 2020, der Errichtung von Windkraft auf städtischen Flächen einen Riegel vorzuschieben und die Zuwegung für den Schwerlastverkehr zu den Standortflächen zu verhindern, wurde ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der einzigartigen Landschaft des Odenwälder Heimatsraumes getan“, heißt es von der BI.
Kommunale Beschlüsse dieser Art seien ein Vorbild für andere Städte und Gemeinden, die von Projektierern belästigt würden.
„Während die Wirtschaftsminister in Hessen und in Berlin die Betreiber der Windindustrieanlagen ermuntern, die Kommunen für einen Judas-Lohn an der Errichtung der Rotoren und die Zerstörung der einzigartigen Natur und Landschaft zu locken, hebt sich der Mehrheitsbeschluss der Bürger in der Oberzent auch in Verbindung mit dem Kreistagsbeschluss des Odenwaldkreises sehr lobenswert ab.“
Dessen ungeachtet sieht die Bürgerinitiative, dass das Interesse der Projektierer unvermindert anhalte, zumal der rechtskräftige Regionalplan Südhessen im Naturpark Odenwald mehr als 3.000 ha Vorrangflächen für Windindustrieanlagen bereithält zu denen noch etwa 500 ha für den Wegebau gerechnet werden müssen.
Die Politik versuche, ihre Energiewende durch Windräder mit der Aufhebung von Restriktionen der Schutzkategorien, Verkürzung der Abstände zur Wohnbebauung, der Aufhebung des Tötungsverbots im Naturschutzgesetz in Gang zu halten.
Eine Kontrolle durch öffentliche Stellen gebe es nicht, wie der Umgang mit der Rotoren-Havarie auf der Vielbrunner Höhe erkennen lasse.
„Gerade aktuell im Wirtschaftsdialog der IHK Darmstadt bedauert Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir das Engagement der Bürgerinitiativen gegen die Windindustrie und betont, dass die Windkraft keine Bedrohung, sondern eine ökonomische Chance für den ländlichen Raum sei.
Damit verurteilt der Herr Minister den Mehrheitswille der Bürger, welche sehr wohl im Vorfeld schon sorgsam abgewogen haben was für sie die Vor- und Nachteile einer Industrialisierung von Waldgebieten bedeuten würde.“
Mit der Darstellung: „Es ist natürlich sinnvoll, die Windenergieanlagen verstärkt dort zu bauen, wo der meiste Wind weht – der Odenwaldkreis zählt zu den windreichsten Gebieten Südhessens“, verschweige der Minister, dass genau das Gegenteil der Fall sei.
„Die Windschwäche im Odenwald ist in der Fachwelt allgemein bekannt. Mit der Darstellung, dass im vergangenen Jahr 2019 knapp 25% des landesweiten Stromverbrauchs durch natürliche Energien gedeckt worden seien, verschweigt er die Webfehler des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die seit vielen Jahren bekannt sind: Es subventioniert die Produktion erneuerbarer Energien ohne Rücksicht auf die Nachfrage.
Nie zuvor mussten Windräder so oft in den Leerlauf geschaltet werden, um eine Überlastung der Netze zu verhindern. Weil die Vergütung für Ökostrom feststeht und nicht auf die sinkenden Strompreise reagiert, muss immer mehr Geld aus der Umlagereserve genommen werden.
Durch diesen Schildbürgerstreich zahlt der Verbraucher nicht weniger, sondern letztlich immer mehr für den Strom. Die nächsten Strompreissteigerungen sind für Verbraucher und Handwerksbetriebe zu erwarten.
Zudem erkennen die Odenwälder Bürger sehr wohl, dass der im Rahmen der Landschaftszerstörung durch Windindustrie im Odenwald erzeugte Strom im Ballungsraum verbraucht wird, wo keine Windräder stehen können.“