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Die Bilanz der erneuerbaren Energien trügt
Der Strom aus erneuerbaren Quellen wird wichtiger, aber nicht verlässlicher. Ohne Kohle, Gas und Atomkraft wäre die Versorgung zusammengebrochen.
von Klaus Stratmann, 1. Januar 2019
Wer wollte es der Energiebranche verdenken, dass sie den Siegeszug der Erneuerbaren feiert. Im vergangenen Jahr habe der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen mit 35 Prozent gleichauf gelegen mit dem Anteil des Stroms aus Kohlekraftwerken, teilte der Branchenverband BDEW kürzlich mit.
Das Jahr 2018 war also wieder ein voller Erfolg für die Betreiber von Anlagen zur Stromerzeugung mittels Wind, Sonne, Wasser und Biogas.
Doch der Schein trügt. Ein Blick auf die Erzeugungsdaten des Monats Dezember 2018 verdeutlicht das. Die Sonnenstromproduktion war in der eher trüben Vorweihnachtszeit über weite Strecken kaum relevant. Mitte Dezember gab es zudem einige Tage mit sehr geringer Windstromerzeugung.
Ohne Kohle, Gas und auch Atomkraft wäre die Stromversorgung zusammengebrochen. Hilfe aus dem Ausland wäre nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Denn in den Nachbarstaaten war Strom über weite Strecken knapp. Europäische Solidarität endet immer dann, wenn die Gefahr besteht, dass im eigenen Land die Lichter ausgehen…
Wenn die jährliche Energiebilanz für die Erneuerbaren von Jahr zu Jahr positiver ausfällt, so fußt diese Feier auf einer sehr einseitigen Betrachtung der reinen Produktionsmengen. Über den Beitrag der Erneuerbaren zu einer verlässlichen Stromversorgung ist damit wenig gesagt.
Man mag sich eine schönere Welt wünschen, aber ohne fossile Kraftwerke als Back-up-Lösung geht es nicht. Nur sie können dafür sorgen, dass zu jeder Sekunde eines Jahres ausreichend Strom erzeugt wird…