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Katastrophen: Trump und die Dunkelflaute
Von Manfred Haferburg, 6. November 2024
Was für ein Tag: Erst gewinnt Trump die US-Wahl und wird bald wieder aus der grünen Klima-Rettungspolitik aussteigen. Und dann macht auch noch eine Dunkelflaute deutlich, um welchen Preis Deutschland seine Energieerzeugung umbaut.
Ein Unglück kommt selten allein. Sehenswert waren heute Morgen die langen Gesichter bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Mittelstrommedien bei der Verkündung der Wahlergebnisse in den USA. Beim FOCUS-Chefredakteur avancierte Trump zum „ehrlichsten Lügner der Welt“, und eine absolute Oberexpertin für Alles in Amerika analysierte in der ARD messerscharf, dass Trump mehrheitlich von weißen Männern gewählt worden sei, die ja bekanntlich zu den „uninformiertesten Menschen überhaupt“ zählen – wohl, weil sie nicht täglich ARD gucken.
Bei so viel Missgeschick in Übersee geht doch glatt medial unter, dass derzeit die Stromversorgung Deutschlands unter dem Einfluss einer kalten Dunkelflaute vor sich hin mickert und astronomische Stromkosten anfallen.
Dunkelflaute, das bedeutet, dass kein Wind weht und keine Sonne scheint. Die 31.000 Windräder lieferten heute um 10 Uhr gerade mal um ein (1) GW – also praktisch nichts. Die installierte Windleistung in Deutschland ist so um 70 Gigawatt, also das 70-fache der heute gelieferten Leistung. In dem trüben Nebel schaffte die Sonne gerade mal gut sechs (6,6) Gigawatt. Installiert sind so um 93 Gigawatt, also konnten nur rund sechs Prozent der vorgesehenen Leistung erzeugt werden. Aber die Sonnenenergie ist ja ohnehin nur ab und zu und naturgemäß um die Mittagszeit nutzbar.
Die Kohlekraftwerke wurden hochgefahren und lieferten zu dieser Zeit rund 41 Gigawatt . Ein paar Gigawatt kamen auch von den teuren Gaskraftwerken. Leider waren die Daten nicht vollständig abrufbar, doch ganz sicher muss den ganzen Tag wieder kräftig importiert werden.
Der Europameister
Im Ergebnis dieser Wetterabhängigkeit wurde Robert Habeck heute wieder CO2-Europameister. Der CO2-Emissionsfaktor im deutschen Strommix stieg um 10:00 Uhr auf sage und schreibe mehr als 500 g CO2/kWh. Zum Vergleich – das Kernenergieland Frankreich lag zu dieser Zeit bei etwa 56 g CO2/kWh, also einem Zehntel Deutschlands. War die Energiewende nicht einmal dafür vorgesehen, das pöhse Kohlendioxid einzusparen?
Es kommt aber noch besser. Heute zwischen 17:00 und 18:00 Uhr kostet der Strom an der Strom-Börse die Deutschen 820 Euro pro Megawattstunde – ohne Steuern. Zum Vergleich, der durchschnittliche Strompreis am Europäischen Strom-Spotmarkt beträgt etwa 67 Euro pro Megawattstunde. Aber Deutschland hat ja Energiewende, da zahlt man schon gern mal mehr als das Zehnfache. Es war ja schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.
Da ist es doch gut, dass FOCUS-Online herausgefunden hat: „Unaufhaltsamer Fortschritt – Selbst ein Trump-Sieg kann die Energiewende nicht stoppen!“. Da haben wir ja noch mal Glück im Unglück gehabt.
Manfred Haferburg wurde 1948 in Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Wegen des frechen Absingens von Biermannliedern sowie einiger unbedachter Äußerungen beim Karneval wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte folgerichtig einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Im KUUUK-Verlag veröffentlichte er seinen auf Tatsachen beruhenden Roman „Wohn-Haft“ mit einem Vorwort von Wolf Biermann.