CDU Wahlkampfauftakt in Gelnhausen

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CDU-Wahlkampfauftakt in Hessen Was Angela Merkel sagte – und vor allem,was sie nicht sagte

Von Hannelore Crolly | | Lesedauer: 7 Minuten
Die Kanzlerin eröffnet im Wahlkreis von ihrem General Peter Tauber den Wahlkampf. Ein Highlight der Wahlkampf-Kunst war der Auftritt nicht. Das lag auch an den Themen, die Merkel aussparte.

Angela Merkel machte es Anhängern und Gegnern nicht leicht an diesem heißen Nachmittag. Wer die Kanzlerin betrachten, beklatschen oder ausbuhen wollte, der musste sich irgendwo zwischen Frankfurt und Fulda durch die engen Gassen eines Kleinstädtchens quälen, über holpriges Kopfsteinpflaster eine steile Anhöhe hinauf, vorbei an manch nettem Lädchen, aber auch viel deprimierendem Leerstand.

Hier, in Gelnhausen, hat Peter Tauber seinen Wahlkreis, und mannhaft hatte der CDU-General dem Gelnhauser Obermarkt die Ehre erkämpft, den ersten echten Wahlkampfauftritt der Parteivorsitzenden auszurichten. Am Samstag hat Merkel zwar schon in Dortmund eine Art Wahlkampfrede gehalten, aber dazu hatte die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) eingeladen, entsprechend gesetzt waren die Themen. Erst im Osten Hessens fiel nun der offizielle Startschuss zur Kampagne 2017 mit ihren rund 50 Merkel-Auftritten.

Peter Tauber dürfte auf viel Aufmerksamkeit und Presse gehofft haben für diesen Auftakt, und alles war auch sehr hübsch hergerichtet in diesem hessischen Fachwerkidyll. Doch der Auftritt am Obermarkt zieht wohl kaum in die Hitliste christdemokratischer Wahlkampfhighlights ein. Was auch, aber beileibe nicht nur, an dem lag, was Angela Merkel sagte und nicht sagte.

Drei Mal scheitert die Moderatorin am Stadtnamen

Da war zunächst mal das Beiprogramm, das ein bisschen zum Fremdschämen einlud. Gleich zu Beginn scheiterte die mit dem Wahlkampfteam reisende Moderatorin drei Mal dabei, das Publikum korrekt anzusprechen: Bei „liebe Gelnhausener“ hagelt es sofort laute Pfiffe selbst von sonst so zurückhaltenden Senioren. Auch Versuch zwei und drei – „liebe Gelnhauser“ und „liebe Gelnhäusener“ – gingen schief und in Buhrufen unter. Gelnhäuser wäre richtig gewesen, aber die Ansagerin gab vorher auf.

Stattdessen versuchte sie, erneut vergeblich, das schwitzende, zumeist aus Senioren bestehende Publikum brachial in Stimmung zu bringen: „Von Ihnen erwarte ich, dass Sie jetzt aufstehen und Begeisterung zeigen.“ Auch diesen Ton goutierten nicht alle Anwesenden. Es lässt sich nun mal niemand gern zum Singen zwingen, auch nicht in der Provinz…

Nur wurde der freundliche Beifall überlagert von anhaltenden, gellenden Pfiffen, Ratschen, Rasseln und Buh- oder „Lüge“-Rufen. Auf der einen Seite schrien sich AfD-Anhänger mit „Hau ab“ und „Merkel muss weg“ die Kehle wund, auf der anderen protestierten Windkraftgegner vom Dachverband Gegenwind MKK/Naturpark Spessart. Manche Demonstranten regten sich über Zuwanderung auf, andere über Waffenlieferungen: Der prall gefüllte Obermarkt war regelrecht in die Zange genommen von Protestlärm.

Doch Merkel kann mit solchen Situationen umgehen. Unmutsäußerungen gehörten in einer Demokratie dazu, sagte sie nonchalant, und dass „ein bisschen Zuhören manchmal auch nicht schlecht ist.” Nur blieb sie jenen, die tatsächlich zuhörten, konkrete Ansagen doch weithin schuldig. Beispiel Windkraft: Den rund 100 demonstrierenden Windkraftgegnern versicherte die Kanzlerin ihr „vollstes Verständnis“ dafür, dass Windräder nicht überall und ohne Rücksicht auf Verluste aufgestellt werden könnten…

Ein Gedanke zu „CDU Wahlkampfauftakt in Gelnhausen“

  1. Anlässlich des Wahlkampfauftaktes unsrer „Mutti“ in Gelnhausen habe auch ich meine im Grundgesetz verbrieften Demorechte in Anspruch genommen: zum großen Missfallen des Wahlkampfteams Peter Tauber. Was ich in Gelnhausen erlebt habe, kann ich nicht mit 2 Sätzen schildern:
    1. Ein Wahlkampfteam aus sehr jungen JUlern, das ordentlich angemeldeten Demoteilnehmern erklären will, dass es unhöflich ist, und gar nicht gut ankommt, wenn man der Frau Bundeskanzlerin ins Wort fällt, und sie ausbuht und auspfeift
    2. Ein Wahlkampfteam, dass sich mit Bannern vor die angemeldeten Demos stellt, damit „Mutti“ nicht von falschen Slogans auf den Plakaten irritiert wird?!?
    3. Eine „Einpeitscherin“ auf der Bühne, die allen Ernstes fordert, man soll „Sweet Angela“ singen!
    4. Ca. 3.000 Besucher, von denen ca. die Hälfte nicht mit „Muttis“ Politik einverstanden ist und die andere Hälfte auch nicht applaudiert , von Beifallsstürmen ganz zu schwiegen. Kein Zwischenbeifall, keine Standing Ovations!
    Der Artikel in der Welt fasst das „Spektakel“ gut zusammen.
    Schön war, dass viele Mitstreiter aus Baden W., Hessen und Bayern zusammen unterwegs waren: Ich habe unsre Mitstreiter von der Bayerischen Schanze wieder getroffen, Teilnehmer aus der Nähe von Schlüchtern, als auch von Eberbach.
    Meine gefühlte Wahrnehmung von gestern passt definitiv NICHT mit den veröffentlichten Umfragewerten zusammen. Ich bin gespannt auf die BTW
    Und um es mit dem Demo-Spruch von gestern zu sagen: „Wer Natur und Menschen quält, wird im September abgewählt“
    Ein besonderes Danke Schön an unseren „Einpeitscher“ Peter Geisinger;-), so macht demonstrieren gleich noch mehr Spass!

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