Amorbach / Boxbrunn: Windkraftpläne vor dem Aus

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100 Tonnen Munitionsreste geborgen

Kampfmittelräumung und schwindende Windkraft-Pläne Thema der Bürgerversammlung

Amorbach
von Sabine Balleier, 19.11.2017 – 19:35 Uhr
Kom­mu­nal­po­li­tik ist mit­un­ter ein müh­sa­mes Ge­schäft. Bei­spie­le da­für hat der Amor­ba­cher Bür­ger­meis­ter Pe­ter Sch­mitt am Frei­ta­g­a­bend in der Bür­ger­ver­samm­lung ge­lie­fert: Kampf­mit­tel­räu­mung in Box­brunn, Wind­kraft­pla­nung im Na­tur­park, Bau­vor­ha­ben – ei­ni­ge Mit­tei­lun­gen, die Sch­mitt zu ma­chen hat­te, rie­fen bei den et­wa 50 Zu­hö­rern Stirn­run­zeln her­vor.

Windkraft: Dem Abschluss des Zonierungsverfahrens für den Naturpark Bayerischer Odenwald, das neue Möglichkeiten für den Bau von Windrädern in der Region eröffnen sollte, hinterlässt beim Amorbacher Stadtrat mittlerweile Ernüchterung. »Weite Flächen des geplanten Bebauungsplans für das Sondergebiet Windpark Boxbrunn sind für die Windenergieanlagen nicht mehr nutzbar«, erklärte Schmitt. Grund sind Rot- und Schwarzmilane sowie ein Schwarzstorch bei Würzberg.
Fläche schrumpft
Von den zunächst vorgesehenen 664 Hektar, die als Ausnahmezone für Rotoren in Frage kamen, sind noch 421 geblieben. Laut Schmitt beabsichtigt der Bezirk, die Fläche weiter zu verkleinern – auf dann noch 350 Hektar. Bauen wird auch auf diesem Areal schwierig – denn es liegt fast vollständig auf Weilbacher Gemarkung. Und die Nachbargemeinde hatte sich bereits im Laufe des Zonierungsverfahrens gegen Windkraft ausgesprochen.
Auch in Beuchen soll die Ausnahmezone von ursprünglich 275 auf dann nur noch 106 Hektar verkleinert werden. Auch dort zieht ein Rotmilan Kreise. Dennoch gebe es bereits Anfragen von Investoren, die Pachtverträge für Waldgrundstücke abschließen möchten. »Aber wir wollen ein geordnetes Verfahren«, sagte Schmitt. Grundsätzlich betonte er noch einmal die Bedeutung, die Windkraft aus Sicht des Stadtrats für die Kommune hat: 11,5 Millionen Euro würden in Amorbach jedes Jahr für Stromimporte ausgegeben. Und mit Blick auf den Klimawandel erklärte er: »Jeder muss einen Teil dazu beitragen, diesen Planeten zu retten.«
100 Hektar abgesucht
Kampfmittelräumung: Anderthalb Jahre lang haben Fachleute jeden Krumen Erde im Wald bei Boxbrunn umgedreht. Jetzt ist die Kampfmittelräumung so gut wie abgeschlossen; Ende November sollen die letzten Arbeiten erledigt sein. Fast 100 Hektar Fläche haben die Experten in den zurückliegenden 18 Monaten abgesucht – und dabei 15,8 Tonnen an Granaten, 6,6 Tonnen Munitionsteile mit Explosivstoff und 76 Tonnen Munitionsschrott zu Tage gefördert und beseitigt.
Von 1946 bis 1949 hatte die Staatliche Erfassungsgesellschaft für öffentliches Gut (StEG) den Wald unweit des Sansenhofs genutzt, um Munition sowohl der Wehrmacht als auch der US-Streitkräfte zu entschärfen. Zurückgeblieben waren nicht nur Reste von Granaten und Patronen, sondern auch schädliche Substanzen im Erdreich, die aus dem Sprengstoff stammen.
82 Mal mussten Überreste dieser Munition vor Ort gesprengt werden, weil die Fachfirma sie nicht gefahrlos bergen konnte. Zumeist handelte es sich dabei um Panzersprenggranaten. Die Kosten liegen nach Angaben des Bürgermeisters mit 3,3 Millionen Euro im Plan – und dennoch ist die Angelegenheit für Schmitt ein Ärgernis. »Für eine solche Schande muss eine Kommune mit 4000 Einwohnern den Kopf hinhalten«, schimpfte er.
Kein Zuschuss vom Kreis
Zwar muss die Stadt Amorbach die Räumung nicht selbst bezahlen, aber zumindest die Kosten für den Kompost, mit dem die riesigen Sprengtrichter saniert werden, bleiben an der Kommune hängen…

Ein Gedanke zu „Amorbach / Boxbrunn: Windkraftpläne vor dem Aus“

  1. Jeder muss seinen Beitrag leisten um die Welt zu retten – es ist nicht zu fassen. Und dann noch das Argument mit dem Strom importieren – diesen Politikern sollte vor lauter Lügen die Zunge abfallen!

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