KOHLEAUSSTIEG BIS 2030: Verfrühter Verzicht

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KOHLEAUSSTIEG BIS 2030:

Verfrühter Verzicht

Von Christian Geinitz, 4. Oktober 2022

Derzeit sollte man für alle Energiekapazitäten dankbar sein. Deshalb gibt es überhaupt keine Not, sich nun vom mühsam zustande gebrachten Kohleausstiegsgesetz zu verabschieden.

„Hätte, hätte Fahrradkette“ heißt im Futur „Würde, würde, große Hürde“. Berlin hofft, dass Deutschland trotz des russischen Gasboykotts glimpflich durch den Winter kommen wird: weil die Speicher voll sind, weil bald erste Flüssiggasterminals (LNG) in Betrieb gehen, weil Verbraucher sparsamer sein werden. Über der zweiten und der dritten Erwartung hängen allerdings viele Fragezeichen.

Derzeit verfeuern die Haushalte sogar mehr Gas als früher – trotz stark gestiegener Tarife. Wenn sich das Gefühl breitmacht, dass die Belastungen angesichts der Gaspreisbremse halb so wild werden, dürfte die nötige Zurückhaltung schwer zu erreichen sein. Die Energieagentur IEA warnt, dass die europäischen Speicherstände bis zum Februar von 90 auf 5 Prozent fallen könnten, wenn weniger LNG kommt und weniger gespart wird als geplant.

Auch auf längere Sicht nehmen in Deutschland die Unsicherheiten zu. Weitsichtig wäre es, die vorhandenen Kernkraftwerke bis auf Weiteres am Netz zu belassen und die jüngst stillgelegten zu reaktivieren. Das würde nicht nur die Versorgungssicherheit erhöhen, den Strompreis senken und Gas für sinnvollere Dinge als die Elektrizitätserzeugung frei machen, es täte auch der CO2-Bilanz gut…

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