https://reitschuster.de/post/manager-sind-begeistert-von-habeck-tosender-applaus-bei-klimakongress/
Von Boris Reitschuster, 27. September 2023
Wenn künftige Historiker einmal den ebenso rasanten wie unglaublichen und vor allem hausgemachten Niedergang der deutschen Wirtschaft untersuchen werden, wird ihnen ein Blick auf eine Podiumsdiskussion auf dem Klimakongress des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) am Dienstag helfen.
Was da geschah, ist an Symbolik kaum zu überbieten. Und wird wohl künftigen Generationen von Wirtschaftsführern die Schamröte ins Gesicht treiben – wenn wieder einmal die Frage gestellt werden wird: „Wie konnte es so weit kommen?“ Denn die Antwort war bei dem Treffen unübersehbar.
Zuerst hatte der BDI-Präsident bei einer Brandrede gegen die Ampel-Koalition noch hart ausgeteilt. Doch kaum war der Vize-Chef genau dieser Ampel, die die Industrie regelrecht terrorisiert, auf der Tribüne, wandelte sich die Mehrheit der anwesenden Manager in brave deutsche Untertanen und machte im übertragenen Sinne den Hofknicks.
Was da geschah, ist mit dem Begriff „Realsatire“ noch viel zu harmlos umschrieben. „Heftiger Applaus brandet auf unter den Industriellen, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zur Systemkritik anhebt“, schreibt etwa die „Welt“.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der Vize-Kanzler kritisiert das System, für das er die Verantwortung trägt – und die Anwesenden kaufen es ihm ab und sind begeistert.
„Wenn wir mit wachem Auge sehen, was um uns passiert, müssen wir zugeben, dass bestimmte Regeln, die wir uns gegeben haben, nicht zu den Herausforderungen passen. Das Wettbewerbsrecht in der EU passt nicht zur neuen Zeit, der Föderalismus passt nicht…“ – sagt Habeck. Der Rest geht im Beifall unter.
Haben die Manager das Gedächtnis von Eintagsfliegen? Verstehen sie nicht, dass Habeck & Co. für genau diese Regeln stehen?
Dabei war das nicht Habecks erster Applaus. „Schon zuvor hat der Politiker viel Zustimmung geerntet unter den Wirtschaftsvertretern im Saal, darunter vermutlich wenige Grünen-Wähler“, wie die „Welt“ schreibt: „Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD), die zuvor aufgetreten waren, waren verhaltener beklatscht worden.“
Auslöser für die Begeisterung war wohl, dass Habeck für den in der Koalition umstrittenen, zeitlich begrenzten und nur dank Subventionen aus Steuergeldern möglichen „Brückenstrompreis“ warb…