LESERBRIEF: Ökostrom aus dem Odenwald?
3. Juli 2017, von Rainer Hotz
ODENWALD. – Bereits im Frühjahr 2014 ist die Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) mit ihren Ambitionen, Windkraftindustrieanlagen mitten im Europäischen Vogelschutzgebiet „Südlicher Odenwald“ auf der Sensbacher Höhe errichten zu wollen, grandios gescheitert.
Eine der offiziellen Begründungen lautete damals, „dass man gegen den Willen der Bevölkerung keinen Windpark schaffen werde … wir halten Wort!“. Der Wille der Bevölkerung hat dann ein paar Monate später schon keine Rolle mehr gespielt, als die EGO die Projektrechte an den Windradriesen ENERCON verkauft hat, wie wenn es für die Bürger einen Unterschied machen würde, wer die Windräder ins Vogelschutzgebiet mitten in den Wald baut.
Das Thema Naturschutz scheint für die EGO sowieso keinerlei Priorität zu haben, denn sie sind neben der ENTEGA u. a. auch am Stillfüssel-Projekt beteiligt, welches aktuell gegen den massiven Widerstand der Bevölkerung (sogar mit Polizeigewalt) mitten im Schwarzstorch-Habitat oberhalb des Eiterbachtals bei Wald-Michelbach errichtet wird.
Die Sprachregelung hat sich mittlerweile auch geändert. Wenn früher angeblich der Bürgerwille für die EGO entscheidend war, so lautet die aktuelle Formulierung, „dass man sich nur noch an solchen Standorten beteiligen möchte, die auch von den örtlichen Kommunalpolitikern gewollt seien“. Ein kleiner, aber sehr feiner und oft auch entscheidender und folgenschwerer Unterschied (siehe Projekt „Stillfüssel“)!
Und nun konnten wir vor ein paar Tagen in der Presse lesen, dass die EGO sich weitere Flächen bei Würzberg (Mies) gesichert habe. Das ist dann schon sehr interessant. Auch diese Flächen befinden sich im Europäischen Vogelschutzgebiet „Südlicher Odenwald“ (genau wie die Sensbacher Höhe).
Das scheint wohl eine neue Geschäftsidee der EGO zu sein, die Windräder nicht nur mitten in „irgendeinen“ Wald stellen zu wollen, nein, es muss dann auch noch gleich ein Vogelschutzgebiet sein!
Aber vermutlich werden die von der EGO beauftragten Gutachter sowieso feststellen, dass in dem Vogelschutzgebiet gar keine schützenswerten Vögel und Fledermäuse leben, was ja irgendwie auch logisch klingt.
Das kennen wir ja beispielsweise schon von der Sensbacher Höhe, da musste auch erst durch drei avifaunistische Gutachten, die alle von privater Hand beauftragt und bezahlt wurden, nachgewiesen werden, wie viele streng geschützte Arten bewiesenermaßen vorhanden sind.
Um was geht es hier eigentlich? Versucht man von Seiten der EGO den größtmöglichen Schaden anzurichten und das Ganze dann später auch noch als ach so sauberen, grünen, ökologischen „Odenwaldstrom“ zu verkaufen? Alles in allem bleibt für mich das Fazit, dass das Leitbild der EGO „Nachhaltigkeit hat Zukunft“ mit der Realität leider so rein gar nichts zu tun hat.
Liebe EGO, die Odenwälder sind weder dumm noch vergesslich, und sie werden sich auch nicht gefallen lassen, wie hier im Odenwald unter dem Deckmäntelchen des angeblichen Klimaschutzes und der ach so sauberen Ökostromerzeugung durch Windkraftindustrieanlagen mitten im Wald vollkommen sinnlos die Zerstörung der Natur vorangetrieben wird!
Rainer Hotz
64743 Beerfelden