Juwi greift nach dem Katzenwinkel
Bald Windräder am Horizont: Auf dem Höhenzug hinter dem Gestüt in Etzean sollen fünf Anlagen entstehen.
Berfelden, 21.10.2017 von Gerhard Grünewald
WINDRÄDER-BAU Antrag auf Errichtung von fünf Anlagen eingereicht / Bürgerinitiative reagiert alarmiert
ETZEAN – Der Wörrstädter Projektierer Juwi bereitet den Bau von fünf Windrädern auf der Hochfläche Katzenwinkel beim Beerfelder Stadtteil Etzean vor. Der Eingang eines entsprechenden Bauantrags lässt sich der jüngsten Aktualisierung der vom Regierungspräsidium geführten und veröffentlichten Übersicht zum Stand der Windkraft-Nutzung in Südhessen entnehmen. Zudem hat Beerfeldens Bürgermeister Gottfried Görig die Benachrichtigung der Stadt vom Bevorstehen eines entsprechenden Vorhabens bestätigt.
Wie Görig auf Nachfrage berichtete, musste die Kommune zugleich die Genehmigung der sofortigen Errichtung eines Windmessmastes konstatieren, der die städtischen Gremien im Sommer ihr Einvernehmen verweigert hatten. Mit ihrem Veto hatte die Stadtverordnetenversammlung den Windräder-Ambitionen für den Katzenwinkel schon im Ansatz einen Riegel vorschieben wollen, kam damit aber beim Regierungspräsidium (RP) nicht durch.
- AUSBAU-STAND
Mit der Bebauung des Greiner Ecks, des Stillfüssels und des Kahlbergs im benachbarten Kreis Bergstraße erhöht sich die Nutzung des geografischen Odenwalds mit Windrädern aktuell deutlich. Im Odenwaldkreis selbst sind seit dem Bau des neunten Windrads im Gebiet Hainhaus/Bremhof im Jahr 2015 keine Anlagen mehr errichtet worden.
Außerdem erschlossen ist allein der Standort Geisberg zwischen Erbach und Mossautal mit fünf Rotoren, sodass im Kreisgebiet 14 Windräder in Betrieb sind. Als genehmigt und damit baureif führt das RP ungeachtet der Einsprüche der Stadt Michelstadt zwei Windräder für den Felgenwald bei Vielbrunn. (gg)
Dritter Standort in Sichtweite
Nun muss die Kommune versuchen, ihren Bedenken gegen Windräder an dieser Stelle im Hauptverfahren Geltung zu verschaffen. Mit einem entsprechenden Vorgehen handelt sie wohl auch im Sinne der benachbarten Gemeinde Mossautal, deren Ortsteile Hüttenthal und Güttersbach ebenfalls an den Katzenwinkel angrenzen. Für diese Kommune würde eine Nutzung des Höhenzugs bei Etzean die dritte sichtbare Windräder-Ansammlung nach dem Geisberg und dem Kahlberg bedeuten.
Für den Katzenwinkel, dessen Gelände im Besitz des Grafenhauses Erbach-Fürstenau ist, sind Anlagen des Typs Enercon E141 mit einer Gesamthöhe von 229,5 Metern und einer Nennleistung von 4,2 Megawatt vorgesehen. Neben dem Standort selbst bestimmen Ausmaße und Energieerwartungen die Gegenreaktion von Windräder-Skeptikern, die unmittelbar mit Bekanntwerden des Bauantrags eingesetzt haben.
Im Hinblick auf die Erfahrungen an anderen Standorten im mittleren Odenwald könne davon ausgegangen werden, dass sich die Nennleistung der Windräder in Etzean nicht annähernd erreichen lasse, schreibt die Beerfelder Bürgerinitiative Gegenwind. Sie bezieht sich auch auf eine Analyse der Strombörse in Leipzig, wonach im Zeitraum von Juli 2012 bis Juni 2013 die tatsächliche mittlere Leistung von Windkraftanlagen in Deutschland nur 16 Prozent und in Baden-Württemberg sogar nur fünf Prozent der installierten Nennleistung entsprach. Damit steht für die BI fest, dass allein zu Marktkonditionen für die Mehrzahl von Alt-Windenergieanlagen ohne EEG-Förderung kein rentabler Betrieb möglich ist. Was nach dem Auslaufen der 20 Jahre währenden Subventionsgarantie an Konkursen und Rückbauforderungen drohe, lasse sich da absehen….