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«Die Energiewende ist eine Illusion»
Naturschutzpionier Josef Reichholf wirft den Umweltverbänden Unlauterkeit vor.
von Alex Reichmuth, 24. Juni 2018
BaZ: Herr Reichholf, Sie befassen sich seit vielen Jahrzehnten intensiv mit der Natur. Was ist aus Ihrer Sicht die grösste Umweltbedrohung unserer Zeit?
Josef Reichholf: Es ist die Landnutzung – also der Ackerbau im weitesten Sinn, im Süden der Welt auch die Viehzucht. Dadurch werden riesige Flächen ökologisch verändert. Leider ist der Schutz der natürlichen Lebensräume wegen der Fokussierung auf den Klimawandel in den Hintergrund gerückt, obwohl die Erwärmung, wenn überhaupt, erst in vielen Jahrzehnten wirksam wird. Wir riskieren, dass uns in der Zwischenzeit die Arten aussterben: Denken wir an die Abholzung der tropischen Regenwälder oder an das Verschwinden natürlicher Auenwälder bei uns. Zumindest in Deutschland werden naturnahe Flächen vor allem auch durch den Anbau von Pflanzen für die Energiegewinnung zurückgedrängt.
Haben wir einen Notstand?
Absolut. Neunzig Prozent der Tier- und Pflanzenarten sind durch die direkten und indirekten Folgen der Landwirtschaft gefährdet. Was Städte angeht, ist es allerdings so, dass diese umso mehr Arten auf ihrem Gebiet aufweisen, je grösser sie sind. Städte sind zum Teil sogar artenreicher als Naturschutzgebiete. Wer den Artenreichtum Mitteleuropas erleben will, reist mit Vorteil nach Berlin…