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Deutschland hat „Energiewende“
Deutschland kränkelt vor sich hin, schon längere Zeit. Die Krankheit hat sich festgesetzt und ist inzwischen chronisch. Hatschi, schneuz, hust, Deutschland hat „Energiewende“.
Von Manferd Haferburg, 7. Februar 2025
Deutschland war einmal ein Land, mit einer sicheren Energieversorgung, niedrigen Strompreisen und einer florierenden Wirtschaft. Das ist gerade mal 15 Jahre her. Zu jener Zeit wurde Strom aus einer gesunden Mischung von Energieträgern erzeugt: 63 Prozent fossile Brennstoffe wie einheimische Kohle, importiertes Öl und Gas, 30 Prozent Kernenergie aus 17 Kernkraftwerken und sieben Prozent Erneuerbare. Die 30 Prozent Kernenergie waren grundlastfähig, sicher, kohlenstofffrei und mit 3,5 Cent pro Kilowattstunde unschlagbar günstig.
Als sich Deutschland mit „Energiewende“ infizierte, begann erst unmerklich, später immer rasanter der Verfall seiner Gesundheit. Die abgeschalteten Kernkraftwerke wurden ersetzt durch Windmühlen und Solarpaneele. Die aber sind nicht grundlastfähig und lassen sich auch nicht bei Bedarf nach oben regeln. Jetzt merkten die Energiewender, dass die Netze vorn und hinten nicht ausreichten und es an Speichern und Ersatzkraftwerken fehlte. Immer neue Probleme taten sich auf, eine Reparaturmaßnahme jagte die andere. Die Energiewende entwickelte sich schnell zu einem unersättlichen geldverschlingenden Moloch, der bisher eine Billion sauer erarbeitete Euro der Bevölkerung verschlang und weiter einen unstillbaren Appetit zeigt.
Die anderen Länder um Deutschland herum begannen, sich vor der Krankheit „Energiewende“ zu schützen. Frankreich, Niederlande, Belgien, China, USA und sogar Japan verlängerten die Laufzeiten ihrer KKW auf 60 und mehr Jahre. In Deutschland liefen die Kernkraftwerke im Durchschnitt nur 33 Jahre, waren also im allerbesten (Er)Zeugungsalter, als man sie ohne Rücksicht auf Verluste einschläferte. 21 Gigawatt sichere und billige Stromerzeugungskapazität, um die uns andere Länder beneideten, wurde zerstört und damit immense Werte einfach so vernichtet, geschätzt hundert Milliarden Euro.
Der Wind hat sich gedreht
Viele Länder steigen neu in die Kernenergie ein. Über 100 neue Kernkraftwerke werden weltweit gebaut. International wurde Kernenergie neu bewertet. Bei der vorletzten Klimakonferenz beschlossen 20 Staaten, die Kernenergie bis 2050 zu verdreifachen. Selbst in der Europäischen Union wurde Kernenergie zur umweltfreundlichen Energieform gekürt, entgegen dem erbitterten Widerstand der nunmehr recht einsamen deutschen Grünen.
Doch die deutschen Kernenergieanlagen wurden nicht nur abgeschaltet, sondern werden systematisch – in der größten Wirtschaftssabotage der deutschen Geschichte – zerstört. In den USA lässt man ein KKW nach der Außerbetriebnahme meist für dreißig Jahre konserviert stehen, bis ein Großteil der Radioaktivität abgeklungen ist. Nicht so in Deutschland. Hier kamen gleich die Männer mit den Sägen. Damit wollen die Energiewender verhindern, dass – falls wieder Vernunft in die Politik einziehen sollte – der Rückweg angetreten werden kann. Was in einem Krieg der Gegner mit einem Land macht – die Zerstörung der kritischen Infrastruktur – das machen die Altparteienregierungen mit dem eigenen Land.
Und jetzt sind die Kohlekraftwerke dran. Man denke nur an das Großkraftwerk Moorburg, das modernste Kohlekraftwerk der Welt, ganze fünf Jahre alt und dreieinhalb Milliarden Euro teuer. Es ist dem Erdboden gleich gemacht, vor Kurzem wurde der letzte Schornstein gesprengt. Es sollte eigentlich ein Elektrolyseur zur Herstellung von „grünem“ Wasserstoff errichtet werden. Nur ging der Investor pleite, und es wird wohl nichts daraus. Er ging genauso pleite wie das Unternehmen Northvolt, das für den Bau einer Batteriefabrik in Schleswig-Holstein einen Kredit in Höhe von 620 Millionen Euro von Habeck und Scholz bekam, der nun höchstwahrscheinlich futsch ist. Verantwortung übernehmen? Das kommt in der deutschen Politik nicht mehr vor, frei nach der Devise: „Ist mir doch egal, jetzt ist das Geld eben weg“
Doch das Geld ist ja nicht wirklich weg, es haben nur andere. Die Prüfunterlagen der Due-Dilligence, die vor der Kreditbewilligung feststellte, das Northvolt ein vertrauenswürdiger Geschäftspartner sei, wurden von Habeck seit kurzem als geheim eingestuft.
Alle haben mitabgeschaltet
Allmählich merkt es sogar der eine oder der andere in den Altparteien, dass die Zerstörung dieser Energiewirtschaft vielleicht doch keine so gute Idee war. Da warnt schon mal Herr Lindner, der mit seiner Splitterpartei FDP auf den Fußspitzen am Rande des Abgrunds steht, man dürfe eine „Rückkehr zur Kernkraft nicht kategorisch ausschließen“. Herr Söder von der CSU, der 2011 lautstark mit Rücktritt gedroht hatte, wenn nicht alle Kernkraftwerke abgeschaltet würden, sagt: „Ich glaube fest daran, dass es ohne Kernenergie nicht geht“. Und der Kanzlerkandidat Merz lässt den Wiedereinstieg in die Kernenergie ins CDU-Parteiprogramm schreiben. Alle drei Herren haben eines gemeinsam: Sie haben persönlich und mit ihren Parteien 12 Jahre lang dafür gesorgt, dass es in Deutschland keine Kernenergie mehr gibt und mittelfristig auch nicht geben wird. Als die Folgen noch nicht sichtbar waren, haben sie alle mitabgeschaltet. Nun möchten sie nicht mehr daran erinnert werden.
Vor allem aber die Grünen haben den Kernenergieausstieg seit der Geburtsstunde ihrer Partei systematisch vorangetrieben. Politiker wie Baake, Trittin, Graichen und Habeck sahen es als ihre Lebensaufgabe an, die Kernenergie in Deutschland und am besten weltweit auszumerzen. Sie schreckten dabei auch nicht vor Lug und Betrug an der Öffentlichkeit und dem Parlament zurück, wie der Bundestags-Untersuchungsausschuss zum Abschalten der letzten drei Kernkraftwerke feststellte. So wurden mitten in der Energiekrise die letzten drei Kernkraftwerke ausgeschaltet. Und mit der Verschrottung wurde unmittelbar und eifrigst begonnen…